Der Ukraine-Krieg lässt die Strompreise derzeit explodieren. In Bayern legen deshalb die Lech-Stahlwerke für einige Tage ihre Produktion still. Auf die weitere Entwicklung wolle das Unternehmen flexibel reagieren.
Die aktuelle Strompreisentwicklung zwingt immer mehr energieintensive Unternehmen in die Knie. Betroffen sind auch die bayerischen Lech-Stahlwerke, die nun tageweise ihre Produktion einstellen. Damit reagiere das Unternehmen „proaktiv und flexibel“ auf die aktuelle Situation, heißt es in einem offiziellen Statement. Auch künftige Stilllegungen schließt der Stahlerzeuger nicht aus. Die Versorgung der Kunden habe indes weiterhin „höchste Priorität“.
Bereits im November des vergangenen Jahres zeigten sich die Lech-Stahlwerke alarmiert über die monatlichen Preise für Strom und Erdgas an den Spotmärkten. Diese hatten sich zu dem Zeitpunkt nahezu verdreifacht. Das Resultat: das Unternehmen musste die Produktionsanlagen und Öfen stundenweise abstellen.
Versorgungssicherheit müsse sichergestellt werden
Der Krieg in der Ukraine hat diese Entwicklung nun noch einmal befeuert. Heute zahle man für Strom ungefähr das Zehnfache, sagt Thomas Friedrich, kaufmännischer Geschäftsführer der Lech-Stahlwerke, am Donnerstag im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Die Preisschwankungen an der Strombörse seien „extrem“. Zudem seien auch die Preise für Schrott, Legierungen und weitere Zusatzstoffe gestiegen – und das Plus beim Benzin mache sich bei den Lkw-Lieferfahrten bemerkbar.
Die Lech-Stahlwerke richten nun eine dringende Forderung an die Staats- und Bundesregierung: „Wir appellieren an die Politik dafür zu sorgen, dass die Versorgungssicherheit der energieintensiven Stahlindustrie zu vernünftigen Kosten sichergestellt wird“, so das Unternehmen. Stahl sei ein sehr nachhaltiger Werkstoff, der beliebig oft recycelt werden könne und damit einen großen Beitrag auf dem Weg zu einer klimaneutralen Welt leiste.
Lech-Stahlwerke: Elektroroute hat enormen Strombedarf
Als einziger Stahlhersteller in Bayern produzieren die Lech-Stahlwerke in Meltingen über die Elektroroute. Diese Stahlwerke, bei denen Schrott geschmolzen wird, verbrauchen deutlich mehr Strom als die klassischen Hochöfen, wo Eisenerz und Kokskohle zum Einsatz kommen. Aus den anfallenden Gasen kann hierbei Strom produziert werden, der einen Großteil des Bedarfs abdeckt.
Thyssenkrupp Steel Europe versorgt in Duisburg sogar noch mehrere Tausend angrenzende Haushalte. Doch auch hier bekommt man die hohen Preise zu spüren. „Allein in den letzten sechs Monaten sind unsere Ausgaben für Gas und Strom um einen dreistelligen Millionenbetrag gestiegen“, hatte der Vorstandsvorsitzende Bernhard Osburg, auf der Handelsblatt-Jahrestagung „Zukunft Stahl“ gesagt. Das Unternehmen habe den Vorteil, zwei Drittel des benötigten Stroms durch Prozesse am Standort Duisburg selbst zu produzieren. Allein das verbleibende Drittel führe jedoch zu diesen Zusatzkosten.