Die Stahlproduktion ist ein komplexer und hochtechnologischer Prozess, der viele verschiedene Maschinen und Anlagen erfordert. Smarte IT-Systeme und zunehmende Automatisierung können dabei helfen, sowohl mehr Effizienz als auch Qualität im Betrieb zu erreichen. Ein geeignetes Beispiel findet sich derzeit in Mexiko.
Beim mexikanischen Stahlproduzenten ArcelorMittal México am Produktionsstandort in Ciudad Lázaro Cárdenas ging im September ein integriertes Qualitätssteuerungs-, Produktionsmanagement- und Transportsystem von Primetals Technologies in Betrieb. Durch die vollständige Integration aller Systeme in die Prozesssteuerung und -optimierung von Primetals Technologies sei bei der Analyse von Defekten viel mehr Information vorhanden als bei herkömmlichen Systemen, heißt es vonseiten des Anlagenbauers. Daher könne unmittelbar nach der Produktion eines Warmbandes die Qualität ermittelt und automatisch entschieden werden, ob das Band ins Lager oder zum Dressierwalzwerk zur Nachbearbeitung geschickt werde.
„Die neue Lösung mit allen Systemen aus einer Hand ermöglicht eine automatisierte Qualitätsbewertung in Echtzeit und reduziert unnötige Transportwege, wenn Bunde aufgrund von erkannten Defekten direkt zum Dressierwerk zur Nachbearbeitung umgeleitet werden“, so Antoine Dhennin, Chief Digital und Information Officer bei ArcelorMittal North America, über die Bedeutung der neuen Lösung. Bei „herkömmlichen Lösungen“ werde ein Bund zuerst ins Lager transportiert und beim Erkennen von Produktdefekten für die weitere Bearbeitung gesperrt. Das erhöhe den Transportaufwand und die Bearbeitungszeit pro Bund.
Lösung deckt verschiedene Planungsebenen ab
Wie Primetals mitteilt, werden sämtliche qualitätsrelevante Daten im gesamten Warmwalzwerk und Dressierwalzwerk gesammelt und im Qualitätssteuerungssystem „Through-Process Quality Control“ (TPQC) gespeichert. „So entsteht eine detaillierte Produktgenealogie, die umfangreiche Informationen über jeden Produktionsschritt enthält“, betont das Unternehmen. TPQC unterstütze dabei die systematische Datenanalyse, um basierend auf Produktionsdaten Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten und damit die Qualität von Produktionsprozessen und Endprodukten laufend zu steigern. Fragen zu Produkten könnten dank des reichhaltigen und gut strukturierten Informationsschatzes rasch und umfassend beantwortet werden.
Ein Produktionsmanagementsystem (PMS) umfasst darüber hinaus ein umfangreiches Sortiment an Modulen, das verschiedene Planungsebenen von der Bedarfs- und Vertriebsplanung über die Materialfluss- und Auftragsplanung bis hin zur Sequenzplanung abdeckt. „Sämtliche Materialtransporte und Lagerbestände werden darin laufend optimiert“, so Primetals.
Das „Modular Coil Shuttle System“ transportiere darüber hinaus Warmwalzbänder mit selbstfahrenden schienengebundenen Bundtransportwägen vom Warmwalzwerk ins Lager oder auch ins Dressierwalzwerk. „Die enge Anbindung des PMS an die gesamte Automation und das Qualitätssteuerungssystem ermöglicht unter anderem ein autonomes Umleiten von fehlerhaften Bunden zur Nachbearbeitung“, erklärt der beauftragte Anlagenbauer.
Über ArcelorMittal Lázaro Cárdenas
ArcelorMittal Lázaro Cárdenas produziert Knüppel, Walzdrähte, Brammen und Warmbänder und ist Mexikos größter Stahlproduzent. Das Unternehmen nutzt für die Stahlerzeugung hauptsächlich Eisenschwamm (DRI), wodurch es eigenen Angaben zufolge eine höhere Qualität der Brammen mit einheitlicher Kornstruktur erreicht. Der jährliche Brammenausstoß beträgt rund vier Millionen Tonnen. Das Warmbandwalzwerk hat eine jährliche Produktionskapazität von 2,5 Millionen Tonnen Warmband, das Dressierwalzwerk eine Kapazität von 650.000 Tonnen pro Jahr.
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