Beim 2. Sächsischen Stahlgipfel verkündete Landeswirtschaftsminister Martin Dulig: „Die Transformation hin zu einer klimafreundlichen, CO2-neutralen Wirtschaft gelingt nur mit der Stahlindustrie.“ Vor diesem Hintergrund verabschiedeten das Sächsische Wirtschaftsministerium und Vertreter der Stahlindustrie ein neues Positionspapier. Dieses fokussiert neben den politischen Rahmenbedingungen vor allem die Bedeutung der hiesigen Elektrostahlwerke und Facharbeiter.
Die hiesige Stahlindustrie sei ein wichtiger Pfeiler des Industriestandortes Sachsen und müsse wettbewerbsfähig bleiben, betonte Dulig bei der coronabedingt virtuellen Zusammenkunft. Daher begrüße das Bundesland auch das Handlungskonzept Stahl der Bundesregierung. Dulig fordert aber zugleich, die darin genannten Maßnahmen zügig umzusetzen. Darauf zielt auch ein neu aufgelegtes Positionspapier ab, dass die Teilnehmer des Stahlgipfels im Rahmen der Konferenz verabschiedeten.
Als zentral betrachten es die sächsische Politik und Industrie unter anderem, die notwendige freie Zuteilung von Zertifikaten im Rahmen des Emissionshandels fortzuführen. Auch solle der Strompreis weiter angemessen kompensiert und der Frage nachgegangen werden, wie das Land künftig die Verlagerung von Emissionen ins Ausland (Carbon Leakage) vermeiden kann. Wichtig sei zudem die grundlegende finanzielle Unterstützung und wie die Politik EU-Beihilferegelungen im Sinne der klimapolitischen Zielstellungen gestaltet. Schließlich standen auch die konkreten EU-Schutzmaßnahmen im Außenhandel im Fokus des Interesses.
Elektrostahlwerke in Sachsen von enormer Bedeutung
Gerade die Elektrostahlproduktion sei „ein wichtiger Bestandteil einer klimafreundlichen Stahlwirtschaft“, hieß es beim Sächsischen Stahlgipfel. „Ihre nachhaltigen Produkte und eine gut funktionierende Kreislaufwirtschaft leisten bereits heute einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz“, sagte etwa Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung (WV) Stahl. Damit dies so bleibe, meint Kerkhoff, „ist es für die Elektrostahlunternehmen besonders wichtig, dass politische Rahmenbedingungen auf den Weg gebracht werden, die internationale Strom- und Energiepreise sichern“.
Beim Einsatz von erneuerbaren Energien, lautet ein Ergebnis des Treffens, könnten die drei sächsischen Elektrostahlwerke schon heute „so gut wie CO2-neutral“ produzieren. Dazu zählen das BGH Edelstahlwerk in Freital, das angegliederte Elektrostahlwerk der Schmiedewerke Gröditz sowie das ESF Elbe-Stahlwerk Feralpi in Riesa. Ein Großteil der dortigen CO2-Emissionen falle nicht bei der Stahlproduktion an, sondern bei der Weiterverarbeitung. Somit seien „gezielte Investitionen in diese nachgelagerten Prozesse“ erforderlich.
Dafür müsse eine entsprechende Menge wettbewerbsfähiger grüner Strom sowie künftig auch grüner Wasserstoff in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Den Einsatz von Erdgas bezeichnen die Teilnehmer als „eine unverzichtbare CO2-arme Brückentechnologie“, die deshalb nicht verteuert werden dürfe. Mit Blick auf die notwendigen technologischen Entwicklungen, unterstreicht Minister Dulig, „können die hiesigen Stahlunternehmen auf die Technologieförderung des Freistaates zurückgreifen“.
Gute Arbeitsplätze und -bedingungen auf der Agenda
Auch auf Ebene der Beschäftigten sei „die Ausrichtung auf eine klimaneutrale Stahlproduktion ist der richtige Ansatz“, so Birgit Dietze. Die Bezirksleiterin Berlin-Brandenburg-Sachsen bei der IG Metall ist der Auffassung, eine solche Entwicklung sichere strategisch Arbeitsplätze und stelle eine Investition in die Zukunft dar. So fordern die Teilnehmer des Stahlgipfels, die Stahlstandorte in Sachsen durch mehr Ausbildung, Weiterbildung und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben weiter zu stärken. Darüber hinaus seien Anstrengungen nötig, um für eine größere Akzeptanz industrieller Produktion in der Bevölkerung zu werben. Im Vordergrund stünden dabei die Vorteile tarifgebundener, mitbestimmter Ausbildungsplätze.
Die rund 1.700 Beschäftigten in den drei großen Stahlwerken Sachsens erzeugen jährlich etwa 1,3 Millionen Tonnen Stahl. Rund 11.400 Menschen sind ingesamt in der Metallerzeugung und -bearbeitung im Freistaat tätig.
Redaktion: nr, Foto (Elektrolichtbogenofen): Shutterstock