Sechs Unternehmen, davon fünf aus dem Saarland, haben sich gemeinsam für eine Förderung des Bundeswirtschaftsministeriums beworben. Ziel der einzelnen Projekte ist es, im Verbund eine grüne Wasserstoffwirtschaft im Saarland, in Frankreich und in Luxemburg aufzubauen. Eine zentrale Rolle darin nimmt auch die saarländische Stahlindustrie ein, repräsentiert durch die SHS – Stahl-Holding-Saar.
Wie kann durch die Verwendung und den Transport von Wasserstoff eine grenzübergreifende und perspektivisch grüne Wasserstoffwirtschaft etabliert werden? Mit dieser Fragestellung geht eine aktuelle Projektidee einher, an welcher die Unternehmen STEAG, Siemens Energy, Creos, Saarbahn und die Stahlunternehmen Dillinger und Saarstahl (SHS Stahl-Holding-Saar) beteiligt sind. Vor kurzem haben die Partner ihr Konzept im Rahmen des aktuell laufenden Interessenbekundungsverfahrens des Bundeswirtschaftsministeriums zur Identifizierung wichtiger Wasserstoffprojekte von gesamteuropäischen Interesse (kurz: IPCDEI) gemeinsam eingereicht.
Unternehmen fokussieren nachhaltige Wasserstoffwirtschaft
Konkret bilden den Antragsverbund die saarländischen Wasserstoffprojekte „HydroHub Fenne“ (STEAG), „H2SYNgas“ (SHS – Stahl-Holding-Saar), „TraficHdeux“ (Saarbahn), sowie das saarländisch-französische Wasserstoffprojekt „mosaHYc“ (Creos). Mit der Förderung als IPCEI erhoffen sich die Unternehmen das für die jeweilige Umsetzung nötige Investitionskapital. In einer gemeinsamen Presseinformation betonen sie, dass sich durch die IPCEI-Projekte als Initialzündung eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft etablieren könne. Hintergrund seien die strukturellen Gegebenheiten von Industrie und Energieversorgern sowie ein hohes Pendleraufkommen im Saarland und der Großregion. Ferner könne der Projektverbund im Zuge des nationalen Klimaschutzplans sowie des Europäischen Green Deal „einen wesentlichen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen“ leisten. Außerdem stießen die unterschiedlichen Teilprojekte in ihrer Gesamtheit einen „nachhaltigen Transformationsprozess in Industrie und Mobilitätssektor“ an. Damit entständen emissionsfreie Technologien in der Grenzregion, die den Strukturwandel vorantrieben.
SHS will bei Rogesa neues Reduktionsmittel entwickeln
Die saarländische Stahlindustrie mit den Unternehmen Dillinger und Saarstahl nimmt als industrieller Abnehmer eine Schlüsselrolle im strategischen Aufbau der regionalen grenzüberschreitenden Wasserstoffwertschöpfungskette ein. So heißt es in der Bekanntgabe, zur Reduzierung von Prozessemissionen in der Stahlindustrie sei der Einsatz von Wasserstoff erforderlich. Im Rahmen des Projektes „H2SYNgas“ will die SHS daher an einem Hochofen der Rogesa Roheisengesellschaft Saar – einer gemeinsamen Tochter von Dillinger und Saarstahl – eine neue Technologie entwickeln. Letztere soll es ermöglichen, sowohl eigene Prozessgase als auch erhebliche Wasserstoffmengen für den Hochofenprozess nutzen zu können. „Das aus eigenen Prozessgasen erzeugte Synthesegas wird mit Wasserstoff angereicht“, erklärt die SHS den Vorgang in einem Statement. Dieses wasserstoffreiche Mischgas wollen die Unternehmen dann als Reduktionsmittel für die Reduktion der Eisenerze einsetzen. „Auf diese Weise wird Koks im Hochofenprozess verdrängt und damit CO2-Emissionen vermieden“, so SHS.
Unterstützung aus saarländischer Landesregierung
Das gemeinsame Projekt der Verteilnetzbetreiber Creos und der GRTgaz „mosaHYc“ will indes eine bestehende Gasinfrastruktur verwenden, um ein grenzüberschreitendes Hochdrucknetz für den Transport von Wasserstoff aufzubauen. Erklärtes Ziel ist es, eine 100 Kilometer lange Infrastruktur zu schaffen, die es Wasserstoffproduzenten und -verbrauchern ermöglicht, Geschäftsmodelle in der Industrie, im Wärmemarkt und im Verkehrssektor zu entwickeln. Mit dem Projekt „HydroHub Fenne“ von STEAG und Siemens Energy soll zudem im saarländischen Völklingen – auf dem Gelände eines bestehenden Kraftwerksstandorts von STEAG – eine erste signifikante PEM-Elektrolyseanlage (Proton Exchange Membrane) entstehen. Das von der Saarbahn initiierte Projekt „TraficHdeux“ beabsichtigt, die Infrastruktur zum Betrieb eines grenzüberschreitenden ÖPNV mit Brennstoffzellenzügen und -bussen aufzubauen.
Vonseiten der saarländischen Landesregierung erfahren die Planungen bereits ausdrückliche Unterstützung: „Wir brauchen effektive Wasserstoff-Leitprojekte mit einer starken Signalwirkung für die Wirtschaft und auch die Öffentlichkeit. Das Saarland hat dazu die Modellregion Wasserstoff ausgerufen, in der wir – zusammen mit engagierten Unternehmen – neue Wege einschlagen. Ich unterstütze daher ausdrücklich diese gemeinsame, grenzüberschreitende Projektbewerbung zur IPCEI-Förderung. Es ist eine Chance für das Saarland, den industriellen Kern und die Mobilität des Landes auf neue und zukunftsfähige Beine zu stellen“, sagt Anke Rehlinger, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr sowie stellvertretende Ministerpräsidentin des Saarlandes.
Das Beitragsfoto zeigt den Hochofen 5 von Rogesa.
Quelle: SHS Stahl-Holding-Saar, Beitragsfoto: Dillinger