Als erster Pkw-Hersteller beteiligt sich Mercedes-Benz am schwedischen Startup H2 Green Steel (H2GS). Mithilfe dessen will der Autobauer künftig CO2-freien Stahl in seinen Serienfahrzeugen einsetzen.
Die neue Partnerschaft soll der Luxusmarke der Daimler AG dabei helfen, eine der aktuell größten Herausforderungen in der Automobilindustrie anzugehen: den Weg zur CO2-Neutralität. „Mit der Beteiligung an H2 Green Steel setzt Mercedes-Benz einen wichtigen Impuls, um den Wandel in der Stahlbranche zu beschleunigen und die Verfügbarkeit von CO2-freiem Stahl zu erhöhen“, erklärt Markus Schäfer, bei Daimler verantwortlich für die Konzernforschung und zudem COO von Mercedes-Benz Cars.
Eine Limousine von Mercedes-Benz besteht laut Daimler zur Hälfte aus Stahl. Damit mache der Werkstoff etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen in der Herstellung aus. Um diese Herausforderung anzugehen, will die Gesellschaft im ersten Schritt einen einstelligen Millionenbetrag in H2GS investieren. „Als bevorzugter Partner des Startups bringen wir somit bereits ab 2025 grünen Stahl in verschiedenen Fahrzeugmodellen auf den Markt“, so Schäfer.
Mercedes-Benz strebt CO2-neutrale Fahrzeugflotte an
Unter dem Namen H2GS soll in der Region Boden-Luleå, Norrbotten in Nordschweden ein neuer, groß angelegter Stahlstandort entstehen. Einem ersten Statement zufolge plant die Initiative, den Werkstoff ausschließlich mit fossilfreien Rohstoffen zu erzeugen. Dieser soll dann an große europäische OEMs – also auch Fahrzeughersteller – geliefert werden. Dafür setzt das Großprojekt auf eine grüne, mit erneuerbaren Energien betriebene Produktionsanlage für Wasserstoff. Letzterer soll anschließend als Reduktionsgas dienen, das den Sauerstoff aus dem Eisenerz herauslöst und bindet. Dabei entsteht – anders als bei der Nutzung von Kokskohle – kein CO2, sondern Wasser.
Die Leitung von H2GS hat der ehemalige Scania-Chef Henrik Henriksson übernommen. Gründer und größter Anteilseigner ist Vargas, der zudem Mitbegründer und einer der größten Anteilseigner des schwedischen Batterieherstellers Northvolt ist.
Die Mercedes-Benz AG strebt eine vollständig vernetzte und CO2-neutrale Fahrzeugflotte im Jahr 2039 an – elf Jahre früher, als es die EU-Gesetzgebung vorschreibt. Diese „Ambition 2039“, wie sie der Daimler-Konzern nennt, betrifft auch die Lieferkette. Nach dessen Angaben haben Lieferanten, die über 85 Prozent des jährlichen Einkaufsvolumens von Mercedes-Benz stehen, bereits zugestimmt, das Unternehmen künftig nur noch mit CO2-neutralen Produkten zu beliefern. Darüber befänden sich auch wichtige Stahlzulieferer. Gleichzeitig arbeite Mercedes-Benz daran, den Anteil an Sekundärmaterial in den Komponenten und Materialien schrittweise zu erhöhen.
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