Fünf Millionen Tonnen grüner Stahl im Jahr sollen dank der Initiative „Hydrogen Green Steel“ künftig in Nordschweden produziert werden. Gelingen soll dies mit einem neuen Stahlstandort, der gänzlich ohne fossile Energieträger auskommt. Alle Informationen zu dem Projekt.
Unter dem Namen „H2 Green Steel“ (H2GS) soll in der Region Boden-Luleå, Norrbotten in Nordschweden ein neuer, groß angelegter Stahlstandort entstehen. Einem ersten Statement zufolge plant die Intitiative, die Produkte in dem Werk ausschließlich mit fossilfreien Rohstoffen zu erzeugen und damit anschließend „große europäische OEMs“ – also Stahlverarbeiter – zu beliefern. Zu diesem Zweck umfasse das Projekt eine grüne, mit erneuerbaren Energien betriebene Produktionsanlage für Wasserstoff im „Giga-Maßstab“.
Erklärtes Ziel ist es, 2024 mit der Produktion zu beginnen bis 2030 eine jährliche Kapazität von fünf Millionen Tonnen hochwertigen Stahls aufzuweisen. Damit wolle das Unternehmen dann schwedischen Nettoexportwert um etwa 30 Milliarden SEK erhöhen und voraussichtlich 1.500 direkte Arbeitsplätze schaffen. Auch wolle H2GS zum Aufbau eines Wissenclusters in der Region beitragen.
H2GS: Transportindustrie im Fokus
H2GS will auf den Erfahrungen und Erkenntnissen aus der Gründung des Unternehmens Northvolt aufbauen. Dessen Geschäftsmodell basiert nach eigenen Angaben auf einer engen Partnerschaft mit strategischen Kunden, einschließlich einer intensiven Zusammenarbeit bei Produktentwicklung, Prozesstechnologie, Recyclingstrategien und Logistik. Eine weitere wichtige Inspirationsquelle für das Projekt sei das gemeinsame HYBRIT-Projekt von SSAB, LKAB und Vattenfall, heißt es vonseiten der H2GS-Initiative. „Wir wollen den Wandel in der europäischen Stahlindustrie beschleunigen. Die Elektrifizierung war der erste Schritt zur Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen der Transportindustrie. Der nächste Schritt ist, Fahrzeuge aus hochwertigem, fossilfreiem Stahl zu bauen“, sagt Carl-Erik Lagercrantz, Vorstandsvorsitzender von H2GS und Northvolt.
Vor diesem Hintergrund will die Initiative unter anderem mit dem schwedischen Nutzfahrzeughersteller Scania zusammenarbeiten. „Ein Scania-Lkw wiegt etwa sechs Tonnen und fünf davon sind Stahl, der heute leider mit einem erheblichen CO2-Fußabdruck produziert wird“, so Anders Williamsson, Executive Vice President bei Scania. Durch die Partnerschaft mit H2GS beschleunige das Unternehmen nun den Weg zu emissionsfreien Produkten über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg.
Scania-Manager soll Leitung übernehmen
Henrik Henriksson, derzeit CEO von Scania, soll das neue Unternehmen leiten. Der betont: „Die Klimakrise ist die größte Herausforderung unserer Zeit – und angesichts des Einflusses von Stahl auf die nachhaltige Entwicklung anderer Industrien ist ein schneller Wandel der Stahlindustrie extrem wichtig.“ H2GS werde diesen Wandel beschleunigen und „schwedischen Stahl weltberühmt machen“. Neben Henriksson soll das Management-Team aus globalen Experten aus der Stahlindustrie, wichtigen Kundensegmenten, Forschung & Entwicklung sowie Digitalisierung, Finanzierung und Öffentlichkeitsarbeit bestehen.
Derzeit steht H2GS nach eigenen Angaben kurz vor dem Abschluss einer Serie-A-Eigenkapitalfinanzierung in Höhe von 50 Millionen Euro. Beteiligt sei eine ausgewählte Gruppe von Investoren – darunter auch der deutsche Anlagenbauer SMS group. Die Gesamtfinanzierung für die erste Phase des Projekts belaufe sich auf etwa 2,5 Milliarden Euro, die durch eine Kombination aus Eigenkapital und Projektfinanzierung aufgebracht werden sollen.