Volkswagen will den Einsatz von 3D-Druckern in der Autoproduktion vorantreiben. Erstmals wurde jetzt im Stammwerk Wolfsburg das neueste Verfahren – das sogenannte Binder-Jetting – in der Teilefertigung eingesetzt.
Baut beim herkömmlichen 3D-Druck ein Laser aus metallenem Pulver Schicht für Schicht ein Bauteil auf, erledigt das beim Binder-Jetting-Verfahren ein Klebstoff. Das so entstandene Bauteil wird anschließend erhitzt und zu einem metallischen Teil geformt. Das Resultat: Das Verfahren reduziert die Kosten und erhöht die Produktivität. Zu Beispiel sind die entstandenen Teile nur halb so schwer wie jene aus Stahlblech. Volkswagen setzt momentan den gesamten Produktionsprozess dieser 3D-Druck-Technologie um. „Wir treiben – auch im anhaltend schwierigen Umfeld der Corona-Pandemie – unsere Zukunftsthemen konsequent voran“, sagt Christian Vollmer, Vorstand für Produktion und Logistik der Marke Volkswagen Pkw. „Mit unseren Partnern wollen wir den 3D-Druck in den kommenden Jahren noch effizienter und reif für den Einsatz in der Serienfertigung machen.“
Volkswagen will Experten-Team für 3D-Druck aufbauen
Für den Innovationsschub hat Volkswagen nach eigenen Angaben einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag investiert. Kooperationen bestehen mit Siemens und HP, die jeweils Spezial-Software beziehungsweise High-Tech-Drucker liefern. Mit dem ersten Kompletteinsatz des Binder-Jetting wollen die Partner nun wichtige Erfahrungen sammeln. Im Fokus steht etwa, welche Bauteile sich in Zukunft wirtschaftlich und schnell fertigen lassen und wie die additive Fertigung die digitale Transformation bei Volkswagen unterstützen kann.
Zudem wollen die drei Unternehmen ab Sommer ein gemeinsames Experten-Team um das Wolfsburger 3D-Druck-Zentrum aufbauen, das 2018 gestartet ist. Bis 2025 will Volkswagen dort bis zu 100.000 Teile im 3D-Druck fertigen. Die ersten Bauteile aus dem Binder-Jetting-Verfahren gehen bereits zur Zertifizierung nach Osnabrück: Teile für die A-Säule des T-Roc Cabrios. „Diese wiegen fast 50 Prozent weniger als herkömmliche Teile aus Stahlblech“, so der Autobauer. Gerade diese Ersparnis mache das Verfahren besonders interessant in der Produktion.
Volkswagen habe bereits 3D-gedruckte metallurgische Fahrzeugbauteile erfolgreich im Crashtest erprobt, erklärt das Unternehmen in einem Statement. Im Metalldruck habe es unter anderem Saugrohre, Kühlkörper, Halter und Trägerteile gedruckt. Die Herstellung in größeren Stückzahlen sei bis jetzt aber noch nicht wirtschaftlich genug gewesen. „Durch die neue Technologie und die geschlossene Kooperation wird der Einsatz in der Serie wirtschaftlich jedoch realisierbar“, heißt es vonseiten Volkswagens.
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Quelle, Foto: Volkswagen AG