Zugegeben – bei „Carbonara“ denkt wohl so mancher in erster Linie an das italienische Nudelgericht. Die Universität Koblenz hat den kulinarisch geprägten Begriff neu interpretiert – und nutzt ihn nunmehr als Akronym für ein neues Methoden- und Analysezentrum, den sogenannten „Carbon Advanced Research Activities“.
Mit den „Carbon Advanced Research Activities (CarbonARA)“ verfolgt die Universität Koblenz das Ziel, eine neue Generation kohlenstoffbasierter Feuerfestkeramiken für den Einsatz in der Stahlindustrie wissenschaftlich zu qualifizieren. Denn diese benötigt feuerfeste Werk- und Bauteile, die die hohen Prozesstemperaturen bei der Herstellung aushalten. Als bedeutendste, aber kritische Rohstoffe untersucht ein Forschungsteam vor allem Magnesiumoxid, Aluminiumoxid und Kohlenstoffe.
CarbonARA: industrienahes Vorlaufprojekt
Vor kurzem ist es dem Projekt-Team gelungen, eine Förderung in Höhe von 1,6 Millionen Euro aus dem Sondervermögen des Landes Rheinland-Pfalz einzuwerben. Die rheinland-pfälzische Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, Daniela Schmitt (im Bild, links), hat den Bewilligungsbescheid am 8. Juli persönlich am Campus Koblenz übergeben. Die Leitung des Projekts liegt bei Prof. Dr. Peter Quirmbach, Arbeitsgruppe Technische Chemie und Korrosionswissenschaften an der Universität in Koblenz (im Bild, rechts)
Konkret fokussiert CarbonARA den Aufbau einer Infrastruktur in Form eines industrienahen Vorlaufprojekts. Am Beispiel der kritischen Rohstoffe soll dabei die Funktionalität eines Methoden- und Analysezentrums nachgewiesen werden. Letzteres, so ein Ziel der Forschungsinitiative, soll in seiner Art allen fachspezifischen Anforderungen der in Rheinland-Pfalz ansässigen Feuerfestunternehmen entsprechen. Auch chemische Firmen für feuerfestrelevante Prozessadditive würden darin berücksichtigt.
Digitale Zwillinge sollen Unternehmen zur Verfügung stehen
„Wir setzen alles daran, weiter konsequent die Möglichkeiten auszubauen, mit der in Rheinland-Pfalz sehr stark vertretenen Feuerfestindustrie zusammen zu kooperieren und deren Innovationstätigkeiten zu unterstützen“, sagt CarbonARA-Teamleiter Prof. Dr. Peter Quirmbach. Ihm zufolge besitzt die deutsche Feuerfestindustrie mit ihren annähernd 20 in Rheinland-Pfalz ansässigen Unternehmen einen europaweit einmaligen Hotspot. „Umso mehr setzen wir uns dafür ein, in Rheinland-Pfalz eine leistungsstarke und im Weltmaßstab hochinnovative Feuerfestindustrie derart zu unterstützen, als dass ihre Marktführerschaft nachhaltig erhalten bleibt“, betont Quirmbach.
An relevanten Gerätschaften verfügt das Projekt nach eigenen Angaben über digitale Schnittstellen. Die Infrastruktur erlaube es, digitale Zwillinge der Materialien anzulegen und später in einer Datenbank aufzunehmen. Diese digitalen Zwillinge ständen wiederum den Unternehmen für deren zukünftigen Forschungs-und-Entwicklungs-Projekte zur Verfügung. „Insbesondere mit Blick auf kleine und mittelständische Unternehmen, die aufgrund der Investitionshöhe oftmals keine solch kostenintensive Infrastruktur vorhalten können, treibt das den digitalen Wandel weiter voran“, erklärt die Universität Koblenz in einem Statement.
Quelle, Foto: Universität Koblenz-Landau/Sascha Ditscher