Sie sind tief in der DNA der wohl lautesten Musik der Welt verwurzelt: Eisen und Stahl – als der Werkstoff für Instrumente und seit jeher als Inspiration für Bandnamen, Album- und Songtitel oder Themen der Lieder. Viele bekannte Musiker der ersten Heavy-Metal-Generationen haben auch einen biographischen Bezug zur Branche.
Gastautor: Marc Thorbrügge, Redakteur, Metal.de
Es geschah bei seiner letzten Schicht in einer Stahlblechfabrik an der Summer Lane in Birmingham. Tony Iommi schnitt einige Bleche zu, passte nicht auf und trennte zwei seiner Fingerkuppen ab. Die Karriere als Gitarrist schien erledigt, doch der 17-jährige gab nicht auf. Dank Plastikaufsätzen Marke Eigenbau konnte er weiterspielen und fünf Jahre später erschien das Debüt seiner Band Black Sabbath. Heutzutage ist der 73-jährige Iommi einer der einflussreichsten Gitarristen der Rock-Welt und gilt als ein Gründervater des Heavy Metal.
Schlaflos dank Schmiedehammer
Birmingham ist nicht nur die Stadt, in der die Dampfmaschine erfunden wurde, sondern auch das industrielle Herz Englands und wurde bis in die 1970er Jahre von zahlreichen Stahlfabriken geprägt. Bill Ward, später Schlagzeuger von Black Sabbath, erzählte später, wie er nächtelang schlaflos in seinem Bett lag, wachgehalten vom endlosen Stampfen der Schmiedehämmer. Ob dieser Klang die Musik der Heavy-Metal-Urväter geprägt hat? Diese These wurde einige Jahrzehnte unbekümmert weitergegeben, ist inzwischen aber umstritten. Fest steht, dass bei Black Sabbath präzise, harte Schläge auf die Snare die Songs nach vorne peitschten. Das fast schon ekstatische Schlagzeugspiel der späten 1960er wich simpleren, dafür aber kraftvolleren Rhythmen.
Gemeinsam mit Bassist Geezer Butler schuf Bill Ward die treibende Grundlage, auf der sich Tony Iommi austoben konnte. Auch wenn sich der Gitarrist aufgrund seines Unfalls auf tieftönende, malmende Riffs konzentrierte, waren ihm ausufernde Gitarrensoli nicht fremd. Schlagzeug und Bass sorgten jedoch für einen stampfenden Rhythmus, der die Melodien immer wieder einfing und in die grundlegenden Songstrukturen hämmerte.
Judas Priest setzt den Standard für Heavy Metal
Schlagzeuger Carl Palmer, der auch aus Birmingham stammt, setzte auf dem Debüt von Atomic Rooster mit seinen druckvollen Anschlägen ebenfalls rhythmische Akzente, spielte bei Emerson, Lake & Palmer aber progressivere Figuren. Auch Black Sabbath gelang es zunächst nicht, sich vom Folk Rock und Blues der 1960er gänzlich zu lösen. Erst einige Jahre später war es eine andere Band aus Birmingham, die in ihrer Gesamtheit alles besaß, was den Heavy Metal definierte und vom Hard Rock unterschied. Judas Priest hatten die Riffs, die Melodien und den Rhythmus, der normalerweise mit Heavy Metal verbunden wird. Die Band definierte mit ihrem Nieten-und-Leder-Outfit zudem den Look zahlloser nachfolgender Bands. 1980 veröffentlichten Judas Priest das Album „British Steel“. Britischer Stahl, das waren die Musik, aber auch die Band selbst. Die lyrische Verbindung des Werkstoffs mit Heavy Metal war danach nicht mehr aufzuhalten.
Ein Amboss aus Kanada
„Metal On Metal“ ist ein Song der kanadischen Band Anvil aus dem Jahr 1982. Die Beckenschläge zu Beginn erinnern nicht von ungefähr an den Schmiedehammer-Sound, der Bill Ward in Birmingham wachgehalten hatte. „Metal On Metal“ beschreibt, wie die Musik bearbeitet, zurechtgehämmert und geschmiedet wird, bis sie ihrem Zweck endlich gerecht wird: laut, hart und unsterblich zu sein. Das entspricht auch dem Bandnamen und Logo, das sich auf jedem Albumcover findet – denn Anvil heißt übersetzt schlicht Amboss. Im gleichen Jahr veröffentlichten Manilla Road aus Wichita ihr zweites Album, das sie schlicht „Metal“ nannten. Im Titelsong ist die metallische Musik die einzige Kraft, mit der die eisernen Ketten der Gesellschaft gesprengt werden können. Quiet Riot verkündeten ein knappes Jahr später gar die „Metal Health“ und machten Heavy Metal im US-Radio populär.