Es passiert eher selten, dass ein Staatssekretär dabei ist, wenn thyssenkrupp Steel Europe einem Kunden ein Produkt übergibt. Handelt es sich jedoch um die erste Charge eines klimafreundlichen Stahl wie „Bluemint“, wird daraus quasi ein Pflichttermin. Schließlich zeigt hier ein Stahlerzeuger, was die Branche beim Megatrend Dekarbonisierung bereits erreichen kann.
In der grünen Transformation zum klimaneutralen Stahl hat thyssenkrupp Steel einen bedeutenden Meilenstein erreicht. Im Beisein von NRW-Staatssekretär Christoph Dammermann gingen die ersten Produktmengen der neuen Marke bluemint Steel an einen Kunden. Dieser neue Stahl zeichnet sich durch eine verringerte CO2-Intensität aus. Erster Kunde, der Flachstahlprodukte aus der bluemint-Produktfamilie erhält, ist der Premium-Badhersteller Kaldewei aus Ahlen. Die vom internationalen Zertifizierer DNV bestätigte Methode zur Minderung der CO2-Emissionen am Hochofen ermöglicht die bilanzielle Verteilung der CO2-Einsparungen auf eine bestimmte Menge des Produkts bluemint pure. Die CO2-Intensität einer solchen Tonne Stahl verringert sich so um 70 Prozent. Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie bestätigt den Nutzen einer bilanziellen Herangehensweise. Das Institut hat thyssenkrupp Steel auf dem Weg zum ersten klimafreundlichen Produkt beraten.
Methode zur Berechnung zur Emissionsminderung folgt internationalen Standards
Bei bluemint pure werden alle direkten Emissionen aus der Produktion am Standort Duisburg durch Einsparungen im Produktionsprozess neutralisiert. Die Emissionen der sogenannten Vorkette (Scope 3) bleiben erhalten. Dies sind alle Emissionen, die bei der Produktion und dem Transport der Einsatzstoffe entstehen. Die CO2-Intensität je Tonne verringert sich auf diese Weise bilanziell jeweils um 1,5 Tonnen auf 0,6 Tonnen. Das entspricht einer Absenkung um gut 70 Prozent. Erzielt wird dieser klimafreundliche Effekt durch den Einsatz von HBI, bereits reduziertem Eisenschwamm. Dies ermöglicht einen geringeren Einsatz von Kohle für den Reduktionprozess im Hochofen. Dadurch wird eine tatsächliche Emissionsabsenkung erzielt.
Das Unternehmen DNV hat die von thyssenkrupp Steel entwickelte Methodik und die Daten aus einer ersten Testphase des HBI-Einsatzes in einem Hochofen im Duisburger Werk geprüft. Die Methode zur Berechnung der produktbezogenen CO2-Einsparungen stehe im „Einklang mit dem international anerkannten Greenhouse Gas Protocol for Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard“, so Priti Hoffmann, Sustainability Lead Benelux bei DNV. „Käufer, die bluemint pure erwerben, können die realisierten CO2-Minderungen auf ihre Scope 3-Emissionen anrechnen und damit ihre eigene Klimabilanz verbessern“, ergänzt er.
Dass bilanzielle Ansätze die Dekarbonisierung des Stahlsektors unterstützen können, bestätigt das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer: „Wir haben mit thyssenkrupp Steel 2020 verschiedene Optionen geprüft, wie bereits kurzfristig im Rahmen der konventionellen Hochofentechnologie CO2-Einsparungen gelingen können. Der Weg, die real erzielten CO2-Senkungen über einen bilanziellen, auf das Produkt angerechneten Ansatz zu verteilen, ist machbar und sinnvoll. Wichtig ist dabei, dass es sich um zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen handelt und diese Teil einer umfassenden Dekarbonisierungsstrategie für die Stahlerzeugung sind.“
Bluemint-Produktfamilie ist der Vermarktungsstart für Stahl mit verringerter CO2-Intensität
Mit der Einführung der bluemint-Produktfamilie beginnt zugleich der Vermarktungsstart für Produkte mit verringerter CO2-Intensität. Bernhard Osburg, Vorstandsvorsitzender von thyssenkrupp Steel: „Uns ist es wichtig, unseren Kunden so schnell wie möglich CO2-reduzierte Produkte anzubieten, die auf einer realen und überprüfbaren Einsparung an Kohlendioxid beruhen. Das ist heute der Startpunkt. Wir freuen uns, mit der Firma Kaldewei ein besonders dem Nachhaltigkeitsgedanken verpflichtetes Unternehmen zu beliefern. Wir werden die Vermarktung unseres CO2-reduzierten bluemint Stahls jetzt Schritt für Schritt ausweiten und sind dazu schon mit einer Reihe weiterer Kunden in Gesprächen.“
Franz Kaldewei: “bluemint pure gibt uns die Gewissheit, schon heute hochwertigsten Stahl mit einer niedrigeren CO2-Intensität für die Fertigung unserer Badprodukte aus Stahl-Emaille einsetzen zu können. Dies ist ein wichtiger Schritt, unsere Klimaziele zu erreichen. Mit dem neuen bluemint-Stahl von thyssenkrupp nehmen wir eine große Hürde auf dem Weg zur klimaneutralen Ausrichtung von Kaldewei.“
TÜV Süd zertifiziert Einsatz von Schrott im Hochofen
Einen zweiten Weg zu Produkten mit verminderter CO2-Intensität hat thyssenkrupp Steel nach dem VERIsteel-Verfahren des TÜV Süd zertifizieren lassen. Hierbei kommt ein hochwertiges Schrott-Recyclingprodukt im Hochofen zum Einsatz. Auch hier wird durch diese technologische Änderung eine absolute CO2-Einsparung am Standort Duisburg erzielt werden. Je Tonne des Recyclingprodukts führt das zu einer Absenkung der CO2-Intensität von 2,1 Tonnen auf 0,75 Tonnen.
Konsequente Umsetzung der Transformationsstrategie
Die jetzt ausgelieferten CO2-reduzierten Stähle fügen sich in die umfassende Transformationsstrategie von thyssenkrupp Steel ein. Dabei wird der entscheidende Meilenstein hin zur Klimaneutralität die Ablösung der klassischen Hochöfen durch mit Wasserstoff betriebene Direktreduktionsanlagen sein. Die Inbetriebnahme der ersten Großanlage inklusive Einschmelzer ist für 2025 geplant. Im Vorfeld dieses Technologiesprungs hat thyssenkrupp Steel alle Möglichkeiten genutzt, um schon mit der bestehenden hochofenbasierten Technologie den CO2-Ausstoß der Produktion spürbar abzusenken. Die Nutzung von HBI oder Recyclingprodukten als CO2-mindernde Einsatzstoffe sind erste Schritte. Perspektivisch wird thyssenkrupp Steel auch den Wasserstoffeinsatz am Hochofen ausweiten.
„Das Ruhrgebiet bietet beste Voraussetzungen, Modellregion für die Transformation der energieintensiven Industrie zu werden“, so Christoph Dammermann. „Um das große Potenzial zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen in der Stahlindustrie zu nutzen, braucht es Innovationen und Mut. thyssenkrupp geht hier voran und setzt mit dem ersten CO2-reduzierten Stahl aus Duisburg Maßstäbe auf dem Weg hin zur Klimaneutralität“, führt der Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie weiter aus. Entsprechend werde die Landesregierung den klimafreundlichen Umbau der Industrie mit zukunftsweisenden Förderprojekten weiter unterstützen.
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