Am 20. Januar 2022 starb Dr.-Ing. Gustav Theodor Wuppermann, Vorsitzender des Stahlinstituts VDEh von 1982 bis 1988, im Alter von 92 Jahren. Mit seinem Tod verliert die Stahlindustrie einen leidenschaftlichen und hochdekorierten Förderer von Wirtschaft, Wissenschaft und Verbandsarbeit für den Werkstoff Stahl. Gustav Theodor Wuppermann zeichnete sich durch eine enorme Vielseitigkeit seines Engagements und seiner zahlreichen Ämter aus. Wir veröffentlichen den Nachruf des Stahlinstituts VDEh in voller Länge.
„Der 1929 geborene Wuppermann studierte Maschinenbau und Verformungskunde an den Technischen Hochschulen Karlsruhe und Aachen. Anschließend absolvierte er eine kaufmännische Lehre und trat 1956 in das Stahlunternehmen Theodor Wuppermann ein. Dort berief man ihn zusammen mit seinem Schwager vier Jahre später in die Geschäftsführung des Rerollers. 1982 wurde Wuppermann an der RWTH Aachen mit einer Arbeit ,,Zur technologischen und anwendungstechnischen Entwicklung von stabförmigen Kaltprofilen“ promoviert. 1985, nach dem Erwerb der Firma Theodor Wuppermann durch Krupp Stahl, wurde er Vorsitzender des Familienunternehmens Wuppermann Handel & Industrie, in der die Familie nach Abgabe der Strangguss-, Walz- und Schmiedeerzeugung die verbliebenen Aktivitäten zusammengefasst und ausgebaut hat. 1994 übernahm er im Alter von 65 Jahren den Vorsitz des Aufsichtsrates.
Er stand dem Stahlinstitut VDEh von 1983 bis 1988 vor
Die Liste der Ämter und Ehrenämtern Wuppermanns ist außergewöhnlich und beeindruckend: 68 Jahre gehörte er als persönliches Mitglied dem Stahlinstitut VDEh an. 1966 wurde er in den Vorstand berufen, der ihn 1983 bis 1988 zum Vorsitzenden wählte. Er lenkte den Verein in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld sachverständig und weitblickend: So organisierte der VDEh in dieser Zeit erstmals internationale Fachkongresse, die nicht nur finanziell ein großer Erfolg waren. In seine Amtszeit fiel die Entscheidung zum Neubau des Eisenhüttenhauses in Nachbarschaft des Max-Planck-Instituts für Eisenforschung (MPIE) und des Betriebsforschungsinstituts (BFI). Als Vorsitzender des Verwaltungsrates des MPIE und des BFI unterstützte er sowohl die Grundlagen- als auch die angewandte Gemeinschaftsforschung. Im Vorstand der Wirtschaftsvereinigung Stahl wirkte er fast 25 Jahre mit und vertrat dort wie im Präsidium nachdrücklich die Interessen der kleinen und mittleren Stahlunternehmen.
Als Vorsitzender des Stahl-Informations- Zentrums, der Studiengesellschaft Stahlanwendung, des Warenzeichenverbandes „Stahl“ und des Fachverbandes Deutscher Kaltprofilhersteller galt sein Engagement der Stahlanwendung. Auf seine Initiative wurde die erste Imagekampagne der Stahlindustrie ins Leben gerufen, die das Bild des Werkstoffs Stahl in der Öffentlichkeit verbessern sollte. Auch das neue „Stahlzeichen“, das er 1988 einführte, war eine seiner bis heute wirkenden Marketingaktivitäten. Das Messewesen förderte er als Vorsitzender des Messeausschusses der WV Stahl, als Vorstands- und Beiratsmitglied des Ausstellungsund Messeausschusses der Deutschen Wirtschaft (AUMA) sowie als langjähriger stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Messe AG in Hannover. Zudem förderte der leidenschaftliche Sportflieger die Jugend, vornehmlich als Vorsitzender der Jugendbildungsstätte Theodor Wuppermann e.V. auf Juist.
Für sein ehrenamtliches Engagement neben seiner beruflichen Karriere erhielt Wuppermann hohe Auszeichnungen. 1976 erhielt er das Große Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens und 1992 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 1985 ernannte ihn das American Iron and Steel Institute zum Ehrenmitglied, da er sich sehr für den internationalen Erfahrungsaustausch eingesetzt hat. 1989 ernannte ihn der VDEh in Würdigung seiner Verdienste für die Förderung der Gemeinschaftsarbeit zum Ehrenmitglied. Das Stahlinstitut VDEh wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“
Vor kurzem erschien auch der Nachruf der Wuppermann AG.