Der Stahlerzeuger thyssenkrupp Steel hat am Standort Duisburg einen neuen hochmodernen Hubbalkenofen fertiggestellt. Wichtigster Vorteil des neuen Aggregats ist dem Unternehmen zufolge eine verbesserte Oberflächenqualität bei Premiumblechen, wie sie beispielsweise für die Außenhaut von Autos benötigt werden. Der neue Ofen setze zudem Maßstäbe bei Energieverbrauch und Energieeffizienz.
Mit dem neuen Hubbalkenofen werden Oberflächenfehler schon beim Wiedererwärmen der Brammen vermieden, erklärt thyssenkrupp im Rahmen der Bekanntmachung. Nur Hubbalkenöfen seien in der Lage, Brammen materialschonend durch eine Hebe- und Senkvorrichtung ohne Oberflächenverletzung der Brammenunterseite durch den Ofen zu tragen. Hierdurch würden Unterseitenverletzungen nahezu ausgeschlossen, und aufgrund des Brammenabstandes zueinander sei zusätzlich eine homogenere Brammendurchwärmung gewährleistet. In herkömmlichen Stoßöfen würden dagegen die Brammen zur Wiedererwärmung für den Walzprozess durch den Ofen geschoben, wobei Kratzer entstehen können. Durch den neuen Hubbalkenofen könnten die hohen und weiter steigenden Qualitätsanforderungen der Automobilbranche zukünftig weiterhin bedient werden.
Dr. Heike Denecke-Arnold (im Bild, 2. v. r.), Produktionsvorstand bei thyssenkrupp Steel: „Mit dem neuen Hubbalkenofen kommen wir den steigenden Ansprüchen unserer Automobilkunden nach optimalen Oberflächenqualitäten nach. Durch die schonende Erwärmung der Brammen im neuen Aggregat, schaffen wir bereits im Warmbandwerk die Voraussetzungen für höchste Qualitäten entlang der Prozesskette bis zum Endprodukt. Der neue Hubbalkenofen ist damit ein wichtiger Baustein unserer Strategie 20-30 zur gezielten Optimierung unseres Produktionsnetzwerks.“
Hubbalkenofen mit „Höchstmaß an Produktionsflexibilität“
„Mit der Inbetriebnahme des neuen HBO5H verfügt thyssenkrupp Steel über die neuesten Technologien im Bereich von Wiedererwärmungsöfen für Brammen. Die State-of-the-Art Beheizungstechnik ermöglicht den Einsatz von werkseigener Produktion von Mischgas. Dadurch wird der CO2-Fußabdruck im Vergleich zur Verwendung von Erdgas bereits um mehr als 20 Prozent reduziert“, so Christian Schrade (im Bild, l.), Geschäftsführer des Unternehmens Tenova LOI Thermprocess, das im Frühjahr 2021 mit der Installation des Aggregats beauftragt wurde.
Die Brenner könnten bereits jetzt schon mit bis ca. 60 Prozent Wasserstoff betrieben und mit wenigen Handgriffen auf den Betrieb mit 100 Prozent Wasserstoff umgerüstet werden, so Schrade. Die intelligente Aufteilung der Beheizungszonen erlaube ein „Höchstmaß an Produktionsflexibilität“. Die Verwendung sicherheits-gerichteter Steuerungen unter Berücksichtigung neuester Standards und Normen sowie die sorgfältige Auswahl und Verwendung von FF- Materialien sorgten zudem für eine lange Ofenreise.
Das Investitionsvolumen dieses ersten im Rahmen der Strategie 20-30 fertiggestellten Projekts liegt nach Angaben thyssenkrupps im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Im Vordergrund der Unternehmensstrategie stehen die gezielte Optimierung des Produktionsnetzwerks und eine Ausrichtung des Produktportfolios auf Zukunftsmärkte und profitable Stahlgüten. Dazu zählen zum Beispiel Mehrphasenstähle, Leichtbaustähle und Güten mit hoher Oberflächenqualität sowie Stähle für die Elektromobilität. Das Warmbandwerk 2 am Standort Duisburg gehört zu den größten und modernsten Anlagen seiner Art in Europa. Mit einer Kapazität von rund fünf Millionen Tonnen bedient es vor allem die europäische Automobilindustrie mit Qualitätsflachstählen für unterschiedliche Anwendungen.
Eckdaten zum Hubbalkenofen
- Gesamtmaß des Ofens: 80 Meter lang und 20 Meter breit
- Gesamtmaß der Heizfläche: 54 Meter lang und 11 Meter breit
- Gesamtgewicht: 6.700 Tonnen (zum Vergleich: mehr als die Hälfte des Eiffelturms in Paris)
- Kapazität: ca. 300 Brammen pro Tag (entspricht etwa 5.000 Autos in 24 Stunden)