Die BMW Group verfolgt das Ziel, ihre CO2-Einsparungen durch Vereinbarungen mit Stahl-Lieferanten voranzutreiben. Welche Industriepartner die europäischen Werke mit CO2-reduziertem Stahl versorgen sollen, ist bereits bekannt. Nun aber hat der Autobauer auch bekanntgegeben, mit welchen Produzenten er in den wichtigen Absatzmärkten USA und China zusammenarbeiten wird.
Nach ersten Verträgen mit europäischen Lieferanten hat die BMW Group nun auch Vereinbarungen für die Lieferung von CO2-neutralem Stahl in den USA und China getroffen. „Stahl ist einer der Hauptverursacher von CO2-Emissionen in unserer Lieferkette. Deshalb bauen wir unser Portfolio umfassend um und werden unser weltweites Produktionsnetzwerk ab 2026 zu mehr als einem Drittel mit CO2-reduziertem Stahl beliefern“, erklärt Joachim Post, Vorstand der BMW AG für Einkauf und Logistik. Seine entsprechenden Emissionen verringere der Autobauer so um jährlich rund 900.000 Tonnen. Zudem fördere er gleichzeitig die Transformation der Stahlindustrie.
BMW vertraut auf innovative Technologie in China
In der Region Amerika setzt BMW auf Steel Dynamics (SDI) und die U.S. Steel-Tochter Big River Steel. Beide Stahlhersteller, so heißt es in einer Vereinbarung, verwenden für ihre lokale Produktion künftig Strom aus erneuerbaren Energien. In den USA und Mexiko bezieht die BMW Group rund die Hälfte des benötigten Flachstahl-Volumens über das Elektrostahlverfahren, bei dem Eisen und Stahlschrott mithilfe elektrischer Energie eingeschmolzen werden. Dieses Herstellungsverfahren bietet durch die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien hohe CO2-Einsparpotentiale. Aus dem CO2-reduzierten Stahl entstehen in den BMW-Werken Spartanburg und San Luis Potosí Rohkarosserien für die Fahrzeuge der Gruppe. Aufgrund seiner Materialeigenschaften eignet sich der Elektrostahl vor allem für Strukturbauteile, wie zum Beispiel den Unterboden.
In China hat BMW bereits im August eine Vereinbarung mit der HBIS Group geschlossen, die die Autowerke in Shenyang ab 2023 mit ersten Mengen an CO2-reduziertem Stahl beliefern soll. Der chinesische Stahlkonzern, der auf Platz vier der größten Erzeuger weltweit steht, stellt nach eigenen Informationen ab 2026 schrittweise auf wasserstoffbasiertes Verfahren in Kombination mit dem Elektrostahlverfahren um. BMW gilt dabei als erster Automobilhersteller in der Volksrepublik, der den CO2-reduzierten Stahl der HBIS Group in der Serienproduktion einsetzen will.
Die Salzgitter AG soll ab 2026 die europäischen Werke der BMW Group mit CO2-reduziertem Stahl versorgen. Zudem arbeitet der Konzern mit dem schwedischen Startup H2 Green Steel zusammen, das den europäischen Markt ab 2025 mit Stahl beliefern will, der ausschließlich mit Wasserstoff und Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt wird.
Geschlossene Kreisläufe schonen bei BMW Ressourcen
Außerdem teilte BMW mit, mit mehreren Lieferanten geschlossene Materialkreisläufe für Stahlblechabfälle aufgebaut zu haben. „Bei der Belieferung der Werke mit Stahlcoils nehmen die Hersteller auf dem Rückweg überschüssige Stahlreste, wie sie in den Presswerken zum Beispiel beim Ausstanzen der Türen entstehen, wieder mit und verwenden sie für die Herstellung von neuem Stahl. Dieser wird dann erneut an die Werke geliefert“, erläutert BMW in einem Statement. So würden Rohstoffe in einer Kreislaufwirtschaft mehrfach genutzt und natürliche Ressourcen geschont.
Zusätzlich zum Bezug von CO2-reduziertem Stahl hat die BMW Group über ihren Venture-Capital-Fonds BMW i Ventures in ein innovatives Verfahren zur CO2-freien Stahlherstellung investiert, welches das Boston Metal entwickelt hat. Das US-Startup verwendet für seine neue Technologie Elektrizität, um über eine Elektrolysezelle Flüssigeisen herzustellen, das später zu Stahl weiterverarbeitet werden soll. Werde für diesen Prozess Strom aus erneuerbaren Energien eingesetzt, sei die Stahlproduktion nahezu CO2-frei, heißt es vonseiten BMW. Boston Metal wolle das neue Verfahren in den kommenden Jahren für die Stahlproduktion im industriellen Maßstab ausbauen.