Für sein hochinnovatives Stahlwerk im nordschwedischen Boden geht das Industrie-Start-up H2 Green Steel den nächsten technologischen Schritt. Das Unternehmen thyssenkrupp nucera soll die Versorgung mit grünem Wasserstoff sicherstellen – und dafür Elektrolyseure mit einer Leistung von mehr als 700 MW liefern.
Das Unternehmen thyssenkrupp Nucera unterstützt H2 Green Steel (H2GS) beim Bau seines ersten großtechnischen Stahlwerks. Die standardisierten 20-MW-Elektrolyse-Module „scalum“ des Dortmunder Wasserstoff-Spezialisten ermöglichen eine installierte Leistung von mehr als 700 MW. Damit entsteht auch eine der größten Wasserelektrolyse-Anlagen in Europa.
Der grüne Wasserstoff wird für den Betrieb des neuen, voll integrierten und digitalisierten Stahlwerks eingesetzt, das Ende 2025 im nordschwedischen Boden den Betrieb aufnehmen und 2026 hochgefahren werden soll. In der Anfangsphase, so die Projektbeteiligten, werde das Werk 2,5 Millionen Tonnen grünen Stahl produzieren, der derzeit unter anderem von der Automobilindustrie „stark nachgefragt“ werde. Bis 2030 soll die Produktion auf rund fünf Millionen Tonnen steigen.
H2GS: „Solider Vorsprung in Wasserstoffwirtschaft“
Beim Stahlkochen verzichtet H2GS nach eigenen Angaben auf Kohlenstoff, indem es grünen Wasserstoff bei der Direktreduktion von Eisen einsetzt. Bei diesem Verfahren entsteht kein flüssiges Roheisen mehr, sondern ein fester Eisenschwamm, der in einem Elektrolichtbogenofen zu Rohstahl veredelt wird. Den für die anschließende Stahlproduktion benötigten Wasserstoff will das Industrie-Start-up direkt im Werk herstellen. Dort gebe es eine »konstante Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien in Form von Wasser- und Windkraft. Die alkalische Wasserelektrolyse-Technologie zur Herstellung von grünem Wasserstoff für die Direktreduktion von Eisen ermögliche H2 Green Steel, die CO2-Emissionen im Vergleich zur konventionellen Stahlerzeugung um bis zu 95 Prozent und damit auf fast Null zu reduzieren.
Die Elektrolyse-Anlage in Boden werde um ein Vielfaches größer sein als die meisten heute bestehenden Anlagen dieser Art, betont Maria Persson Gulda, Chief Technology Officer bei H2GS. „Die Kombination unseres eigenen starken technischen Know-hows mit dem eines bewährt leistungsstarken und hocheffizienten Elektrolyseurs wie dem von thyssenkrupp nucera verschafft uns einen soliden Vorsprung in der wachsenden grünen Wasserstoffwirtschaft.“ Den Energieträger werde man nutzen, um die Schwerindustrie mit ihren schwer abbaubaren Prozessemissionen zu transformieren. „Wir beginnen mit Stahl in Boden, aber das ist erst der Anfang“, so Gulda.
Wachsende Nachfrage nach Wasser-Elektrolyseuren
Für die Realisierung dieses ehrgeizigen Projekts hat sich H2GS deshalb für einen Industriepartner entschieden, der bereits über eine nachgewiesene Erfolgsbilanz in der Chloralkali-Industrie verfügt und verschiedene andere Projekte mit einer ähnlichen Produktionskapazität unter Vertrag hat. Dazu gehören Projekte rund um den Globus wie die Installation einer über 2-GW-Elektrolyse Anlage für Air Products in Saudi-Arabien, die Lieferung einer Anlage für Unigel in Brasilien und einer 200-MW-Wasserstoff-Anlage für Shell im Hafen von Rotterdam. „H2 Green Steel hat ein wichtiges Zeichen gesetzt. Das Unternehmen treibt die dringend notwendige Dekarbonisierung in der Stahlindustrie konsequent und mit dem notwendig hohen Tempo voran. So kann die Industrie den entscheidenden Beitrag gegen den Klimawandel leisten. Wir freuen uns sehr auf diese Zusammenarbeit“, sagt Dr. Werner Ponikwar, CEO von thyssenkrupp nucera.
H2 Green Steel ist auch das erste Unternehmen, dass sich wegen der sehr hohen Nachfrage nach den Lösungen von thyssenkrupp nucera Anfang des Jahres Produktionskapazitäten reserviert hat. „Der Markt für Lösungen zur Herstellung von grünem Wasserstoff wächst sehr dynamisch. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Nachfrage nach unseren großskaligen und hocheffizienten Wasser-Elektrolyseuren mit unseren 20-MW-Modulen ’scalum‘ wider“, sagt Dr. Christoph Noeres, Head of Green Hydrogen bei thyssenkrupp nucera. Für Unternehmen sei es wichtig, die Lieferzeiten durch einen kontinuierlichen Kapazitätsaufbau zu reduzieren und damit die Planbarkeit und Machbarkeit von Projekten zu verbessern. Durch die Reservierung von Produktionskapazitäten könnten Kunden sich den Zugang zu diesen Kapazitäten und damit einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil sichern.
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