Das Stahlwerk Thüringen beabsichtigt, seinen Standort in Unterwellenborn voraussichtlich ab dem Jahr 2027 an das Wasserstoffnetz von Ferngas anzuschließen. Für die Planung und technische Vorbereitung sollen zeitnah die nächsten konkreten Schritte erarbeitet werden.
In energieintensiven Prozessen, in denen eine hohe Energieleistung zusammen mit großen kontinuierlichen Energiemengen nötig sind, spielt der Einsatz von Wasserstoff eine entscheidende Rolle. Eine Elektrifizierung der Prozessschritte in der Stahlindustrie ist nach dem Stand der Technik nur in vergleichsweise geringerem Umfang möglich. Dazu sind in den entsprechenden Anlagen technische Umrüstungen von Erdgas-Betrieb auf einen Erdgas-Wasserstoff-Mix erforderlich.
Das Stahlwerk in Thüringen verwendet für seinen „Green Steel“ schon heute zu 100 Prozent regenerativen Strom, heißt es seitens des Unternehmens. Die Entscheidung, in Zukunft grünen Wasserstoff über die Netzinfrastruktur zu beziehen, sei ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung einer weitgehend dekarbonisierten Produktion. Der Wasserstoff soll dabei das in wichtigen Produktionsschritten eingesetzte Erdgas stufenweise ersetzen.
Stahlwerk Thüringen: „Zentrum emissionsarmer Produktion“
„Die Planungen, unser Werk an das Wasserstoffnetz anzuschließen, ist ein Meilenstein für uns“, so Alexander Stolze (im Bild, l.), Leiter Einkauf und Prokurist der Stahlwerk Thüringen GmbH. Man wolle damit „den nächsten Schritt zur nachhaltigen Entwicklung der Stahlindustrie“ gehen und die „Führungsrolle bei der Anwendung von umweltfreundlicheren Technologien“ unterstreichen. „Der Anschluss an das Wasserstoffnetz wird unsere Wettbewerbsfähigkeit erhalten und das Stahlwerk Thüringen als Zentrum emissionsarmer Stahlproduktion stärken“, so Stolze weiter.
Gemeinsam mit den anderen deutschen Fernleitungsnetzbetreibern hat Ferngas am 12. Juli 2023 einen aktuellen Planungsstand für ein Wasserstoff-Kernnetz veröffentlicht – sozusagen die Wasserstoff-Autobahnen in Deutschland. Gleichzeitig beschäftigt sich das Unternehmen eigenen Angaben zufolge schon jetzt damit, wie die Anbindungen an diese Autobahnen realisiert werden können. Dabei würden auch die nicht unmittelbar an dieses Kernnetz angrenzenden Regionen und Kunden betrachtet.
Startschuss für H2-Erschließung der ganzen Region
„Der Gesetzgeber muss es jetzt schnell ermöglichen, dass dieses Wasserstoff-Kernnetz realisiert wird“, betont Kevin George Greiling (im Bild, r.), Leiter Netzwirtschaft bei Ferngas. So werde die Anbindung des Stahlwerks an die Wasserstoffinfrastruktur zugleich auch der Start für eine H2-Erschließung der ganzen Region. „Eine Umstellung der Leitung ermöglicht die zukunftsfähige Versorgung der Industrie und Wärmeversorgung im Städtedreieck. Dazu sind wir mit weiteren Netznutzern, nicht nur dieser Leitung, in guten Gesprächen“, erklärt Greiling.
Die Ferngas Netzgesellschaft mbH mit Sitz in Schwaig bei Nürnberg und Erfurt plant die notwendige Infrastruktur zu schaffen, um den Wasserstoff zum Stahlwerk zu transportieren. Dazu ist u. a. die Umrüstung einer bereits vorhandenen rund 70 Kilometer langen Erdgasleitung aus dem Raum Erfurt nach Unterwellenborn vorgesehen. Um die Umstellung auf Wasserstoff vornehmen zu können, benötigt die Ferngas neben den einzuholenden Genehmigungen und dem Nachweis der Eignung der H2-Betriebsfähigkeit auch die regulatorischen Rahmenbedingungen durch den Gesetzgeber, um die Wasserstoffleitungen betreiben zu können.
In NRW hat Air Liquide zu Beginn des Jahres einen wichtigen Abschnitt seines Wasserstoff-Fernleitungsnetzes fertiggestellt. Eine vier Kilometer lange Pipeline bindet nun auch thyssenkrupp Steel in Duisburg an – und damit Deutschlands größtes Stahlwerk. Lesen Sie hier den ganzen Artikel.