Dem Verbundprojekt „Steelanol“ ist es im belgischen Gent erstmals gelungen, Ethanol im industriellen Maßstab herzustellen. Die erfolgreiche Produktion ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur vollständigen Inbetriebnahme der neuartigen Anlage.
Mit Steelanol geht das erste europäische Projekt für Carbon Capture and Utilization (CCU) an den Start. Die Anlage ist an die Hochöfen von ArcelorMittal in Gent angeschlossen und wandelt deren kohlenstoffreiche Abgase biologisch in Ethanol um. Die von LanzaTech entwickelte Technologie funktioniert ähnlich wie eine Brauerei: Speziell gezüchtete Bakterien wirken als „Biokatalysatoren“ und wandeln das kohlenstoffreiche Gas in nachhaltige Rohstoffe wie Ethanol um.
Mit der Steelanol-Anlage können die jährliche CO2-Emissionen des Werks in Gent um bis zu 125.000 Tonnen verringert werden. Das produzierte Ethanol kann etwa als nachhaltiges Kerosin, in der Verpackungs- und Textilproduktion oder für Parfüms und Haushaltsreiniger verwendet werden.
Steelanol ermöglicht Zugang zu neuen Märkten
Nachdem einige Wochen lang Hochofenabgase sicher in die Steelanol-Anlage eingeleitet wurden, konnten die Industriepartner am 7. November die erste industrielle Produktion von Ethanol aus einem der vier Bioreaktoren starten. Über die kommenden Monate wollen sie die Produktion schrittweise hochfahren, um die geplante Produktionskapazität von 80 Millionen Litern Ethanol pro Jahr zu erreichen.
Die wegweisende Kohlenstoff-Biorecycling-Technologie von LanzaTech ermöglicht nicht nur die Vermeidung von CO2-Emissionen. Das aus der Stahlproduktion gewonnene Ethanol kann auch zur Herstellung neuer Produkte genutzt werden, was Stahlherstellern einen Zugang zu Märkten jenseits des Stahls eröffnet. Primetals Technologies und LanzaTech arbeiten bereits seit über zehn Jahren gemeinsam an neuen Technologien für die Dekarbonisierung der Branche. Im Sommer 2023 haben die beiden Unternehmen ihre Partnerschaft um weitere zehn Jahre verlängert.
LanzaTech, mit Sitz in Chicago, USA, hat die Technologie für die Steelanol-Anlage entwickelt und besitzt die Rechte daran. ERM erstellt auf Basis der Anlagendaten aus Gent die vollständige Ökobilanz von Steelanol, die Aufschluss über die Umweltverträglichkeit dieser Art der Ethanolproduktion geben wird. ArcelorMittal betreibt und wartet die Steelanol-Anlage in Gent. Primetals Technologies bringt seine hohe technische Kompetenz für das Engineering sowie Beratungsleistungen zur Prozessgestaltung und -umsetzung ein.
Finanzielle Förderung erhielt das Steelanol-Projekt unter anderem aus dem EU-Programm „Horizon 2020“, von der Europäischen Investitionsbank sowie von der belgischen Regierung und der Region Flandern.