Der Stahlkonzern ArcelorMittal hat bekanntgegeben, seine Produktion im polnischen Krakau dauerhaft einstellen zu wollen. Das Unternehmen will nach eigenen Angaben noch im laufenden Oktober damit beginnen, den Hochofen und das Stahlwerk herunterzufahren.
Der Stahlsektor der EU sei von der Pandemie sehr hart getroffen worden, heißt es in dem entsprechenden Statement. Alle stahlverarbeitenden Industrien hätten ihre Tätigkeit einschließlich vorübergehender Schließungen reduziert. „Wie die makroökonomischen Indikatoren jetzt andeuten, ist eine schnelle Erholung der Stahlnachfrage unwahrscheinlich“, so ArcelorMittal Polen. Das Unternehmen habe „dauerhafte Maßnahmen“ ergreifen müssen, um sich an diese geringe Nachfrage anzupassen.
ArcelorMittal Polen zentriert Roheisenproduktion in Dabrowa Gornicza
Zusätzlich zu den Auswirkungen der Pandemie nennt ArcelorMittal Polen weitere strukturelle Probleme, die die Tätigkeit des Unternehmens an dem Standort wirtschaftlich unrentabel gemacht haben. Dazu gehörten etwa vergleichsweise hohe Energiekosten in Polen sowie die jüngste Entscheidung der Europäischen Union, die Quote der zollbefreiten Stahlimporte aus Nicht-EU-Staaten zu erhöhen. Auch würden hinsichtlich des CO2-Preises zwischen EU- und Nicht-EU-Ländern bislang keine fairen Wettbewerbsbedingungen herrschen.
„Unter Berücksichtigung all dieser Faktoren haben wir die Entscheidung getroffen, die Produktion von Roheisen in unseren beiden Hochöfen in Dabrowa Gornicza zu konzentrieren, um unsere Kostenwettbewerbsfähigkeit zu verbessern“, sagte Sanjay Samaddar, Vorstandsvorsitzender von ArcelorMittal Polen. Die Kokerei in Krakau werde jedoch weiter betrieben. Das gelte auch für die nachgelagerten Betriebe inklusive zweier Walzwerke, die Feuerverzinkungsanlage und die neue organische Beschichtungslinie. In letztere habe das Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren rund 110 Millionen Euro investiert.
Die Brammen für die Walzwerke in Krakau sollen fortan hauptsächlich aus dem bestehenden Werk aus Dabrowa Gornicza kommen. Dort will ArcelorMittal Polen nach eigenen Angaben 40 Millionen Euro in Projekte zur Beseitigung von Engpässen und zur Herstellung von Sondergüten für die Weiterverarbeitung zu kornorientiertem Stahl investieren.
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Quelle, Foto: ArcelorMittal Polen