Auch vor dem österreichischen Stahlkonzern Voestalpine machte der bisher schwierige Jahresverlauf keinen Halt. Dessen Umsatz ist im ersten Halbjahr im direkten Jahresvergleich um 21,9 Prozent gesunken – von 6,5 auf 5,1 Milliarden Euro.
Die nun veröffentliche Bilanz hält jedoch auch optimistische Zahlen bereit. So ist es Voestalpine gelungen, mit 395 Millionen Euro ein deutlich positives operatives Ergebnis (EBITDA) zu erzielen. Für Vorstandsvorsitzenden Herbert Eibensteiner zeige dies, „dass unsere konsequenten Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramme gegriffen haben“.
Das Betriebsergebnis (EBIT) war hingegen aufgrund von Sonderabschreibungen und wirtschaftlicher Entwicklung mit minus 215 Millionen Euro negativ. Das Ergebnis vor Steuern sank von 163 auf minus 268 Millionen Euro. Ähnlich verhielt es sich um das Ergebnis nach Steuern von 115 Millionen Euro, aus dem ein Nettoverlust von 276 Millionen Euro wurde.
Voestalpine: kleiner Hochofen in Linz wiederhochgefahren
Während das erste Quartal von einem massiven Nachfrageeinbruch in beinahe allen Kundensegmenten und Regionen geprägt war, berichtet Voestalpine im zweiten Quartal von „einer spürbaren Erholung in wesentlichen Branchen“. Insbesondere die europäische und amerikanische Automobil-, aber auch die Konsumgüter- und Bauindustrie hätten nach den Lockdown-Maßnahmen im Frühjahr rasch wieder an Dynamik gewonnen. Aufgrund der steigenden Nachfrage im September konnte der Konzern somit den vorübergehend stillgelegten kleinen Hochofen im österreichischen Linz wiederhochfahren.
Regional betrachtet erreichten die Werke in China am schnellsten, also bereits im ersten Quartal des Geschäftsjahres, wieder eine Produktionsauslastung auf Vorkrisenniveau. Unverändert schwierig blieb indes die Situation in den Segmenten Luftfahrt sowie Öl und Gas, die besonders hart von den Folgen der Pandemie betroffen sind. Die Technologiesegmente Bahninfrastruktur und Lagersysteme entwickelten sich in dem herausfordernden Umfeld weiterhin stabil.
Konzern erwartet EBITDA zwischen „800 Millionen und 1 Milliarde Euro“
Trotz positiver Marktsignale bleibe jedoch abzuwarten, wie sich die neuerlichen Lockdown-Maßnahmen in Europa auf die Wirtschaft auswirken werden, betont Eibensteiner. So seien auch die Konsequenzen auf die weitere Wirtschaftsentwicklung des Konzerns „zum Zeitpunkt der Berichtslegung noch nicht im Detail abschätzbar“. Fest stehe jedoch, dass die Unsicherheit bei Prognosen über zukünftige Entwicklungen „deutlich gestiegen ist“.
Vor diesem Hintergrund will Voestalpine weiterhin Kostenmangement und Ergebnisstabilisierung fokussieren. Gleichzeitig blieben die Anstrengungen im Bereich Working Capital Management hoch und Ausgaben für Investitionen niedrig. Durch diese Maßnahme sollen sowohl der Cashflow als auch die Bilanzstruktur weiter gestärkt werden.
Trotz der jüngsten Verschärfungen erwarte der Konzern jedoch, dass die schrittweise wirtschaftliche Verbesserung zum Ende des ersten Halbjahres im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2020/21 anhalte. Mit Ausnahme des Öl- und Gasbereichs sowie der Luftfahrtindustrie, gibt Voestalpine an, „sollte sich der positive Nachfragetrend nach Produkten des Konzerns in allen wesentlichen Marktsegmenten auch im zweiten Halbjahr 2020/21 fortsetzen“.
Eibensteiner: „Deshalb erwartet der Vorstand aktuell unter Annahme keiner neuerlichen wesentlichen Einschränkungen durch die Covid-19-Pandemie wie beispielsweise behördlich verordnete Maßnahmen in diesem Zusammenhang für das gesamte Geschäftsjahr 2020/21 ein EBITDA in einer Bandbreite von 800 Millionen bis 1 Milliarde Euro.“
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Quelle, Foto: Voestalpine, Redaktion: nr