Ein zukunftsweisendes Projekt zum Klimaschutz haben jetzt drei traditionsreiche Unternehmen an Rhein und Ruhr auf den Weg gebracht. Darin ist geplant, industrielle Abwärme von thyssenkrupp Steel durch eine neue, von E.ON gemanagte Dampfübernahmeleitung in die König-Brauerei zu führen, um so die für die Brauereiprozesse benötigte thermische Energie bereitzustellen. Dazu wollen die Projektpartner Abwärmedampf aus der Stahlproduktion vom Kraftwerk Ruhrort von thyssenkrupp Steel einsetzen. Wie das Stahlunternehmen berichtet, baut E.ON die Leitungsinfrastruktur und übernimmt das Energiemanagement. Eine entsprechende Vereinbarung über eine langfristige Kooperation haben die drei Unternehmen jetzt unterzeichnet. Zudem fördert das Bundeswirtschaftsministerium das Projekt im Rahmen des Wettbewerbs Energieeffizienz.
Bereits seit Ende 2020 braut die Bitburger Braugruppe, zu der die König-Brauerei gehört, an allen ihren Standorten klimaneutral. Das hat sie erreicht, indem sie in erster Linie Emissionen vermeidet und verringert. Derzeit technisch noch unvermeidbare Restemissionen werden kompensiert. „Künftig reduzieren wir in der König-Brauerei die aktuell noch entstehenden CO2-Emissionen durch die Energieversorgung mit Abwärme um rund 75 Prozent“, sagt Jan Niewodniczanski, Geschäftsführer Technik und Umwelt der Bitburger Braugruppe. Das Besondere: Alle Prozesse zur Bierherstellung, die Energie in Form von Wärme erfordern, sind dann zu 100 Prozent emissionsfrei. „Die König-Brauerei wird durch diese massive Reduzierung zu einer der nachhaltigsten Brauereien in Deutschland“, so Niewodniczanski.
Nachhaltige Produktion durch innovative Sektorkopplung
Doch auch für Deutschlands größten Stahlhersteller thyssenkrupp Steel hat das Projekt Vorbildcharakter. „Global denken, lokal handeln“, betont Arnd Köfler, Produktionsvorstand von thyssenkrupp Steel. „Das ist ein in der Nachbarschaft entstandenes Projekt, mit dem wir gemeinsam ganz konkret Klimaschutz vor Ort betreiben. Die König-Brauerei als mittelständischer Partner, in Sichtweite unseres Werks, kann dafür ein Vorbild werden. Wir haben hier zusammen über Unternehmensgrenzen hinausgedacht. Wir freuen uns, dass ein Teil unserer Abwärme auf diese innovative Art genutzt wird.“
Für E.ON ist das Projekt wegweisend. Der Energieversorger übernimmt den Abwärmedampf von thyssenkrupp Steel, verlegt eine neue Leitung zur Brauerei und schafft so die notwendige Infrastruktur für das Vorhaben: „Wir freuen uns sehr, Energiepartner für dieses Projekt zu werden“, erläutert Karsten Wildberger, im Vorstand von E.ON für Kundenlösungen verantwortlich. „Wir starten gemeinsam ein Vorzeige-CO2-Einsparprojekt dreier Traditionsunternehmen für die Stadt Duisburg und die Region Ruhrgebiet. Das ist ein richtungsweisendes Projekt für die Wärmewende und prägnantes Beispiel zu mehr Nachhaltigkeit mittels Sektorkopplung. So wird die Energiewende lokal sichtbar.“
thyssenkrupp Steel: „Über Unternehmensgrenzen hinausgedacht“
Ausgangspunkt für die Kooperation ist das Kraftwerk Ruhrort von thyssenkrupp Steel als Teil des integrierten Energieverbundes des Stahlherstellers. In dieses Rohrleitungsnetz leiten verschiedene Erzeuger, wie zum Beispiel die Stahlwerke, Dampf ein. Der Plan: Ein Teil der abgezweigten Abwärme geht über eine neue Leitung an die König-Brauerei. E.ON übernimmt als Energiepartner den Bau dieser Leitungsinfrastruktur. Ferner stellt die Emschergenossenschaft für die Errichtung einer Übergabestation zu thyssenkrupp ein Grundstück zur Verfügung. Die König-Brauerei übernimmt den Dampf und nutzt ihn als Prozessdampf im Betrieb. Die nächsten Schritte nach der jetzt erfolgten Vertragsunterzeichnung sind der Bau der Leitungsinfrastruktur sowie einer neuen Dampfumformungsanlage in der König-Brauerei. Übrigens startet die neue Energieversorgung der Brauerei voraussichtlich im Frühjahr 2022.