Die durch starke Regenfälle verursachten Überschwemmungen in Deutschland beschäftigen zunehmend auch die Industrie. Mehrere Unternehmen haben sich mittlerweile dazu entschlossen, „Force Majeure“ geltend zu machen – darunter auch thyssenkrupp Steel.
Nach der Aurubis AG in Stolberg haben sich weitere Unternehmen zu den Auswirkungen des Unwetters in der vergangenen Woche geäußert. Bei thyssenkrupp etwa heißt es in einem Statement, die Überflutungen in Deutschland hätten „bislang nur sehr geringe Auswirkungen“ auf die Standorte des Ruhrkonzerns. Vereinzelt sei es durch das Eindringen von Wasser zu kleineren Schäden, wie beispielsweise zu Ausfällen von IT-Infrastruktur oder Klimageräten, gekommen.
Durch Beeinträchtigungen der Lieferketten bei einzelnen Zulieferern, Kunden und Logistikpartnern sei das Unternehmen jedoch indirekt betroffen. Störungen an Bahnstrecken hätten einzelne Standorte von der Versorgung mit Vormaterial abgeschnitten. Auch der Versand in Richtung der Kunden sei betroffen. Die Stahlsparte thyssenkrupp Steel Europe hat aufgrund dieser Entwicklung am vergangenen „Force Majeure“ erklärt – also Höhere Gewalt. Das Unternehmen wolle die Situation nun sorgfältig beobachten und an alternativen Lösungen arbeiten.
Force Majeure auch in Katastrophenregion Hagen
Wie der lokalen Presse zu entnehmen ist, sind besonders die Schienenverbindungen zum stark überfluteten Hagener Ortsteil Hohenlimburg unterbrochen. Dort betreibt thyssenkrupp Steel sein Walzwerk für sogenanntes Mittelband, lange Zeit bekannt unter dem Namen Hoesch Hohenlimburg. Das in der Breite begrenzte Band geht hauptsächlich an Kaltwalzbetriebe, die vielfach ebenfalls in Hohenlimburg sitzen.
In einer Erklärung schreibt zum Beispiel der dort ansässige Kaltwalzbetrieb Risse + Wilke, die sintflutartigen Regenfälle hätten zu einer „erheblichen Beeinträchtigung der Versorgung und der betrieblichen Abläufe“ geführt. Das Werk sei am vergangenen Mittwoch von der Feuerwehr evakuiert worden, woraufhin das Unternehmen seine Anlagen habe kontrolliert herunterfahren müssen. Am Folgetag stellte sich glücklicherweise heraus, dass der Betrieb „nahezu komplett verschont geblieben“ ist.
Eine kontinuierliche Versorgung mit Vormaterial könne das Unternehmen aktuell jedoch nicht sicherstellen. Die Zuliefererbetriebe und Spediteure selbst hätten „teilweise äußerst massive Wassereinbrüche erlitten“, sodass Risse + Wilke derzeit nicht abschätzen könne, welche Einfluss dieser Umstand auf die eigene Versorgung habe. Auch hier gelte daher Force Majeure.