Stahlpreise, Chipmangel und mangelnde Kommunikation der Autohersteller sorgen bei Zulieferern für eine neue Eskalationsstufe. Unternehmen der Branche bezeichnen die Lage bereits als „toxisch“. Die führenden Verbände fordern nun dringend eine höhere Dialogbereitschaft der Automobilhersteller.
„Der Markt ist in Aufruhr“, betont Bernhard Jacobs, Geschäftsführer des Industrieverbands Blechumformung (IBU). „Die aktuelle Situation hat für viele unserer Mitgliedsunternehmen hohes Dramapotenzial“. Ihm zufolge spielen „marktmächtige OEMs“ derzeit ihre Position aus. „Sie verkennen dabei, dass es um die Existenz von mittelständischen Zuliefererunternehmen geht – und damit auch um ihre eigene Lieferkette„, so Jacobs.
Planungssicherheit in Gefahr
Zulieferer stecken nach einem Bericht des IBU in einer immer brenzligeren Situation zwischen Vormateriallieferanten und OEMs. „Die Stahlpreise sind hoch, Produzenten verdienen prächtig“, heißt es in einem Statement. Die Regierung unterstütze zudem die EU–Marktabschottung, die den Import aus Drittländern einschränkt. Umso wichtiger seien für die Planungssicherheit der Mittelständler verlässliche Preis– und Mengenabsprachen mit den Einkäufern ihrer Automotive–Kunden. „Aber die kommunizieren nicht, verzögern und verschieben obendrein kurzfristig Abnahmen mit dem Hinweis auf ‚höhere Gewalt‘ in Form fehlender Halbleiter“, so der IBU.
Zulieferer brauchen gesprächsbereite Kunden
Diese Begründung lassen die Verbände nicht gelten: „Das Beschaffungsrisiko für Stahl liegt nach Herstelleransicht beim Zulieferer. Entsprechend liegt das Beschaffungsrisiko für Chips beim Automobilproduzenten„, sagt Jacobs. Auch der Geschäftsführer des Industrieverbands Massivumformung (IMU), Tobias Hain, unterstreicht die Schwierigkeiten der Zulieferer: „Die Kunden spielen üblicherweise auf Zeit und gehen, wenn überhaupt, nur verspätet und anteilig auf die berechtigte Forderung nach Preiserhöhung ein.“ Zusätzlicher Mehraufwand entstehe zudem durch die Stornierung oder Verschiebung von kurzfristig fälligen Einteilungen seitens der Kunden, wie Hans Führlbeck, Geschäftsführer des Deutschen Schraubenverbands (DSV), ergänzt.
Dennoch wollen die Verbandschefs auf „Dialog statt auf Schwarzmalerei“ setzen. „Unser industrieller Mittelstand ist wettbewerbserprobt. Mit gesprächsbereiten Kunden – und Vormateriallieferanten – wird der Mittelstand alles dafür tun, die Lieferkette stabil zu halten“, sichert Jacobs zu.