Die nächste Preiswelle bei Stahl und drastische Energiepreiserhöhungen rollen auf Zulieferer zu. Hersteller, die jetzt – trotz Kostensprüngen und unsicherer Versorgungslage – nicht mit ihren Partnern kooperieren, haben vielleicht bald keine mehr. Denn deren Liquiditätsreserven schrumpfen täglich.
Stahl verarbeitende Unternehmen geraten im Corona- und Ukraine-Sturm unweigerlich in Schieflage. „Das deutsche Erfolgsmodell des arbeitsteiligen globalen Wirtschaftens wankt. Die sich aufbauende dritte Welle umschiffen Zulieferer und Kunden nur gemeinsam“, warnt Christian Vietmeyer, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes Stahl- und Metallverarbeitung (WSM). Er spricht für rund 5.000 Unternehmen mit circa 500.000 Arbeitsplätzen.
Erzeugerpreise 50 bis 80 Prozent über Vorjahresniveau
Erst 2021, dann zum Jahresbeginn 2022 und nun schon wieder: Zum dritten Mal in Folge schießen Vormaterialpreise ungehemmt in die Höhe: Vietmeyer: „Bereits im Februar lagen die Erzeugerpreise vieler Stahl- und Aluminiumprodukte 50 Prozent über dem bereits sehr hohen Vorjahresniveau, bei legiertem Material sehen wir Anstiege von 80 Prozent. Und diese Lage spitzt sich gerade weiter zu.“ Verarbeiter von Stahl und Aluminium trifft das mit voller Wucht: Zulieferer haben Materialkostenanteile von 40 bis 60 Prozent.
Lieferkette braucht Fairness, Augenmaß und Verantwortungsbewusstsein
Die gesamte Versorgungslage ist zunehmend bedrohlicher. Rohstoffe, Komponenten und Energie fehlen oder sind unbezahlbar, der gefürchtete Erdgasmangel könnte die gesamte Stahlverarbeitung kaltstellen. Nahezu die gesamte industrielle Wertschöpfungskette ist betroffen. Und nicht immer lassen sich die enormen Preissprünge mit den Krisen und Konflikten erklären. Oftmals besteht gar kein Zusammenhang zwischen Preisanstieg und dem Ukraine-Krieg als Begründung dafür, so der WSM.
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