Der in der Schweiz ansässige Stahlerzeuger Stahl Gerlafingen ist Medienberichten zufolge unfreiwilliger Pionier. Wie die Tageszeitung Blick schreibt, hat das Unternehmen „als wohl erste große Firma“ Kurzarbeit aufgrund der Energiepreise beantragt. Angesichts der für Oktober prognostizierten Ausgaben kommt das nicht überraschend.
Tatsächlich rechnet die Geschäftsführung mit Energiekosten von 45 Millionen Franken allein im Oktober. Vor der Krise hätte man diesen Betrag selbst in einem ganzen Jahr nicht erreicht. Diese Kosten auf die Produkte und somit auf die Kunden abzuwälzen, sei indes keine Option – denn das könnte die Baubranche als Abnehmer kaum stemmen. Vor diesem Hintergrund hat der Kanton Solothurn die vorsorglich von Stahl Gerlafingen angemeldete Kurzarbeit Unternehmensangaben zufolge für Oktober bis Dezember bewilligt. Ob die Beschäftigten in den kommenden Monaten dann tatsächlich zu Hause bleiben müssen, konnte die Geschäftsführung noch nicht eindeutig sagen.
Was den Energieverbrauch des Stahlwerks betrifft, hat die Presse in der Schweiz den Bedarf anhand von Haushalten verdeutlicht: Zum Schmelzen von Schrott seien jährlich rund 360 Gigawattstunden Strom nötig, was dem Verbrauch von etwa 70.000 Haushalten entsprechen soll. Der Bedarf von 450 Gigawastunden Gas, vor allem um den den Stahl zu walzen, sei in etwa der Verbrauch von rund 16.000 gasbeheizten Einfamilienhäusern.
Kurzarbeit: Stahl Gerlafingen beschäftigt rund 560 Menschen
Das Gerlafinger Stahlwerk hat seine Wurzeln in der 1803 gegründeten Ludwig von Roll’schen Eisenwerke, dem späteren Von-Roll-Konzern. Ihren heutigen Namen als Stahl Gerlafingen trägt die Aktiengesellschaft seit 1998. Acht Jahre später übernahm die italienische AFV Acciaierie Beltrame 65 % der Anteile, 2010 erfolgte die vollständige Übernahme. Heute beschäftigt Stahl Gerlafingen im gleichnamigen Solothurner Ortschaft rund 560 Mitarbeiter und produziert jährlich rund 700.000 Tonnen Bewehrungs- und Profilstahl.
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