Grünes Licht für SALCOS: Im Rahmen der Hannover Messe erhielt die Salzgitter AG von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck den knapp milliardenschweren Förderbescheid. Damit kann die erste Ausbaustufe des Dekarbonisierungsprojektes starten.
Die Hannover Messe ist weltweit berühmt dafür, jedes Jahr die technologischen Meilensteine der Industrie abzubilden. So ist es kein Zufall, dass sich die bedeutsame Veranstaltung auch der Transformation der Stahlbranche widmet. Nicht nur sprichwörtlich stand in diesem Rahmen die Salzgitter AG auf der großen Bühne. Denn ebendort erhielt der Konzern von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck den offiziellen Förderbescheid für sein großangelegtes Dekarbonisierungsprojekt SALCOS. Damit liegen nun die final ermittelte Beihilfensumme, die Auszahlungsphasen sowie die exakten Förderkonditionen vor.
Salzgitter kann Umsetzungsphase starten
In seiner ersten Ausbaustufe wird SALCOS mit rund 700 Millionen Euro Bundesmitteln und 300 Millionen Euro Landesmitteln unterstützt. Gemeinsam mit den von der Salzgitter AG bereits freigegebenen Eigenmitteln von über einer Milliarde Euro ist die Finanzierung dieser Stufe, die bis Ende 2025 umgesetzt sein soll, sichergestellt. „Ich freue mich sehr, der Salzgitter AG einen Förderbescheid in Höhe von rund einer Milliarde Euro zu übergeben“, betonte Habeck. Das Unternehmen zeige mit seinem ambitionierten Projekt, dass es mit moderner Technologie möglich ist, den Stahlsektor als größten industriellen CO2-Emittenten zu dekarbonisieren. Gleichzeitig könnten damit die Zukunft des Stahlstandortes Deutschland und auch zahlreiche Arbeitsplätze langfristig gesichert werden. „Salzgitter kann jetzt in die Umsetzungsphase gehen und dieses Leuchtturmprojekt realisieren. Das ist ein entscheidender Schritt auf dem Transformationsweg zu grünem Stahl“, so der Bundeswirtschaftsminister.
Ziel von SALCOS ist es, die Stahlproduktion in Salzgitter in drei Stufen bis 2033 komplett auf eine CO2-arme Rohstahlproduktion umzustellen. Die erste Stufe mit einer Rohstahlkapazität von 1,9 Millionen Tonnen pro Jahr soll bereits Ende 2025 in Betrieb gehen. Im Rahmen der kompletten Transformation sollen zwei Direktreduktionsanlagen und drei Elektroöfen errichtet werden, die schrittweise die drei Hochöfen und Konverter ersetzen. Damit wird die bisher auf Kokskohle beruhende Stahlproduktion von einer neuen wasserstoffbasierten Route abgelöst. So sollen rund 95 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen von etwa 8 Millionen Tonnen eingespart werden. Damit kann rund 1 Prozent der deutschen CO2-Emissionen vermieden werden. „Mit dem finalen Bescheid haben wir nun auch die Politik komplett an Bord und die lang ersehnte Sicherheit zur Förderung von SALCOS“, kommentierte Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG. „Unsere erheblichen Eigenmittel gepaart mit substanzieller öffentlicher Förderung ermöglichen es uns, als Pionier die industrielle Dekarbonisierung in Europa weiter voranzutreiben.„
Machbarkeitsstudie zur Wasserstoffversorgung
Voraussetzung für den künftigen Anlagenbetrieb mit grünem Wasserstoff ist eine entsprechende Infrastruktur. Vor diesem Hintergrund haben die Salzgitter AG und der Gashandelskonzern VNG eine Machbarkeitsstudie initiiert mit dem Ziel, verschiedene Versorgungsoptionen mit Wasserstoff zu untersuchen. Wie die Unternehmen mitteilten, werden in die Analyse die Möglichkeit einer Elektrolyse am Standort Salzgitter und eine Versorgung über nicht-leitungsgebundene Wasserstoffderivate wie Ammoniak oder Methanol – zum Beispiel über den Schienenverkehr – einbezogen. Letztgenannte könnten demzufolge zur Teilversorgung für eine Übergangsphase genutzt werden. Daneben steht die bereits geplante langfristige Anbindung an ein überregionales Wasserstoffnetz, das großvolumig aus unterschiedlichen Erzeugungsregionen und -projekten an den Standort transportieren wird.
Mit der gemeinsamen Machbarkeitsstudie setzen Salzgitter und VNG die erfolgreiche Zusammenarbeit zum Thema Wasserstoff fort und konkretisieren diese. Im Sommer 2020 verkündeten beide Unternehmen eine Kooperation im Bereich grüner Gase. Zu diesem Zeitpunkt wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet, woraufhin bereits zwei Machbarkeitsstudien zur klimafreundlichen Wasserstoffversorgung sowie zum Transport von Wasserstoff durchgeführt wurden.