Für Miguel Ángel López Borrego als Konzernchef ist das eine wichtige Personalie: Wer führt Thyssenkrupp Materials Services? Die Wahl fiel auf Ilse Henne, im Haus eine alte Bekannte. Gut kommt diese Wahl indes nicht überall an.
Der Aufsichtsrat der thyssenkrupp Materials Services GmbH hat in seiner Sitzung am 7. Juni Ilse Henne zur neuen Sprecherin der Geschäftsführung der Gesellschaft bestellt. Ilse Henne tritt damit die Nachfolge von Martin Stillger an, der sein Mandat Ende Mai auf eigenen Wunsch hin niedergelegt hat. Sie übernimmt diese Aufgabe in Personalunion mit ihrer Funktion als Mitglied des Vorstandes der thyssenkrupp AG, in der sie unter anderem auch für die Region Nordamerika zuständig ist. Bereits seit Anfang des Jahres verantwortet die gebürtige Belgierin auf AG-Vorstandsebene neben konzernübergreifenden Themen wie Nachhaltigkeit, Informationstechnologie, digitale Plattformen und Künstliche Intelligenz auch das Segment Materials Services, für das die genannten Themenbereiche von großer Zukunftsrelevanz sind.
Langjährige Konzernlaufbahn bei Ilse Henne
Ilse Henne trat 1999 in den Thyssenkrupp-Konzern ein. Im Segment Materials Services übernahm sie dabei die Vertriebsleitung des belgischen Tochterunternehmens Thyssenkrupp Christon.
Ab 2002 hatte sie dort die Geschäftsführung inne. Von 2012 bis 2016 leitete sie die Operating Unit Materials Western Europe/Asia Pacific. Ab 2016 übernahm sie die Führung von Thyssenkrupp Schulte und der Operating Unit Materials Germany. In der Funktion verantwortete das gesamte Werkstoffhandelsgeschäft von Thyssenkrupp in Deutschland. Zusätzlich übernahm sie ab Juli 2018 erneut die Leitungsposition der Operating Unit Materials Western Europe/Asia Pacific. Im Jahr 2019 wurde Ilse Henne Mitglied der Geschäftsführung der Thyssenkrupp Materials Services GmbH. Zunächst übernahm die Aufgabe als Chief Operating Officer (COO), seit Dezember 2019 als Chief Transformation Officer (CTO). Zum Ende des vierten Quartals 2023 erfolgte ihre Berufung in den Konzernvorstand zum 1. Januar 2024. Die Personalmaßnahme (gemeinsam mit zwei Kollegen) stand unter der Überschrift „Erweiterung und Ausrichtung des Vorstands auf operative Leistungsstärke und die Weiterentwicklung des Portfolios“.
Kritik aus der Arbeitnehmerschaft
Als der Konzern Ende April den geplanten Einstieg von EP Corporate in der Stahlsparte mitteilte, lag das Momentum in der Kommunikation noch im Unternehmen. Schnell mobilisierte sich aber die Arbeiterschaft in dem traditionell durch Mitbestimmung geprägten Konzern. Als erste Reaktion gab es schnell ein Flugblatt, später folgte mehr Kritik – auch seitens der Politik. Mit ein wesentliches Problem: Siegfried Russwurm als Vorsitzender des Aufsichtsrates nutzte seine Doppelstimme, um die Arbeitnehmerschaft zu überstimmen.
Medienberichten zufolge lief es bei der Bestellung von Ilse Henne ähnlich ab. Die Arbeitnehmervertreter konnte sich Ilse Henne als neue Chefin des Werkstoffhandels nicht vorstellen, die Doppelstimme auf der Kapitalseite gab den Ausschlag. Henne werde versuchen, „die realitätsfernen Ziele von Konzernchef Miguel Lopez durchzudrücken“, ließ sich Ingo Klötzer zitieren. Auch werde „die Mitbestimmung geschreddert“, so der Vize-Chefkontrolleur und IG Metaller weiter.
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