DIe Corona-Pandemie belastet den angeschlagenen Industriekonzern Thyssenkrupp besonders schwer. Für die tiefroten Zahlen aus dem verlustreichen ersten Quartal macht das Unternehmen insbesondere die Entwicklung der Stahlsparte verantwortlich. Einziger Hoffnungsschimmer bleibt der Erlös aus der verkauften Aufzugssparte.
Die Geschäftsentwicklung von Thyssenkrupp war im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres maßgeblich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt. Zudem machten sich insbesondere die schwache Autokonjunktur sowie Preis- und Mengeneinbußen in den Werkstoffgeschäften negativ bemerkbar. So fiel der gesamte Umsatz des Konzerns im jüngsten Berichtsquartal um fünf Prozent auf 10,1 Milliarden Euro. Der Nettoverlust summierte sich auf 946 Millionen Euro, im gesamten ersten Halbjahr sogar 1,3 Milliarden Euro.
Die Zahlen verdeutlichen die gewaltigen Herausforderungen, vor denen Thyssenkrupp derzeit steht – und das obwohl das ganze Ausmaß der Coronakrise für die Geschäfte des Konzerns noch nicht absehbar ist. „Aber bereits jetzt wird deutlich, dass die wirtschaftlichen Beeinträchtigungen sehr tiefe Spuren hinterlassen werden“, räumt Vorstandsvorsitzende Martina Merz in einer Pressemeldung zu den Quartalszahlen ein.
Maues Ergebnis bei Thyssenkrupp Steel Europe
Für die schweren Umsatzeinbußen war insbesondere das Geschäftsfeld Steel Europe verantwortlich. Obwohl der Stahlbereich des Konzerns künftig wieder stärker in den Fokus rücken soll, verbuchte er allein im zweiten Quartal einen operativen Verlust von 332 Millionen Euro im Vorjahresvergleich. Für das gesamte erste Halbjahr stiegt die Zahl auf insgesamt 372 Millionen Euro an. Die Geschäftsentwicklung sei dabei weiterhin durch die „strukturell äußerst herausfordernde Lage im Stahlmarkt gekennzeichnet“, so Thyssenkrupp. Die insgesamt nachlassende Nachfrage mache sich auch in einem gesunkenen Erlösniveau bemerkbar. Verantwortlich hierfür sei die bereits zu Beginn des Quartals gesunkene Nachfrage aus der Automobilindustrie, die in der zweiten Märzhälfte pandemiebedingt noch weiter eingebrochen ist.
Warten auf Milliardenerlös
Dennoch seien in den vergangenen Monaten etliche Fortschritte bei der Tranformation des Konzerns erzielt worden. „Das Unternehmen hat geliefert“, sagt Merz. Damit spielt sie insbesondere auf die verkaufte Aufzugssparte an ein Finanzkonsortium an, die Thyssenkrupp 17,2 Milliarden Euro einbringen soll. Mit einem Vollzug entsprechender Transaktion rechnet der Konzern bis zum Ende des Geschäftsjahres. „Von 13 erforderlichen kartellrechtlichen Freigaben liegen bereits acht ohne Auflagen vor“, heißt es. Um bis dahin finanziell über die Runden zu kommen, hat sich Thyssenkrupp diversen Medienberichten zufolge Staatshilfen in Höhe von einer Milliarde Euro gesichert. Der Kredit aus dem Sonderprogramm der Förderbank KfW soll nun als Überbrückung dienen, bis die Kartellbehörden den Deal endgültig freigegeben haben.
Für die Stahlsparte hat Thyssenkrupp indes bereits die Umsetzung der Stahlstrategie ausverhandelt und begonnen. Nach einer Einigung mit der IG Metall Ende März will der Konzern so seine Technologieführerschaft und Wettbewerbsfähigkeit langfristig sicherstellen. Die eingeleiteten Restrukturierungen seien auf einem guten Weg, sagt März. „Corona bremst zwar die Entwicklung, aber wir drücken weiter aufs Tempo.“
Keine Besserung in Sicht
Für das Gesamtjahr sei für Thyssenkrupp bereits absehbar, dass infolge der vorübergehenden Werksschließungen der Automobilindustrie der Umsatz „deutlich zurückgehen wird“. Im bis Ende Juni laufenden dritten Quartal sei ein Verlust „im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich wahrscheinlich und bis zu gut einer Milliarde Euro nicht auszuschließen“.
Der gesamte Zwischenbericht des ersten Halbjahres von Thyssenkrupp steht hier zur Einsicht und zum Download bereit.
Quelle, Foto: Thyssenkrupp; Bearbeitung: nr