Die Produktion in Deutschland ist im vergangenen April nochmals deutlich zurückgegangen, berichtet das Statistische Bundesamt (Destatis). Eine schnelle Erholung ist derzeit nicht zu erwarten – auch wenn erste Indikatoren für eine perspektivische Aufhellung sprechen.
Die Produktion im produzierenden Gewerbe ist in diesem Monat saison- und kalenderbereinigt weitere 17,9 Prozent niedriger als im Monat März, der bereits von einem deutlichen Rückgang geprägt war. Im Vorjahresvergleich beträgt der Rückgang sogar 25,3 Prozent. Dabei handele es sich um den stärksten Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Januar 1991, so Destatis.
Automobilproduktion geht um 74,6 Prozent zurück
Die Industrie hat ihren Ausstoß im April um 22,1 Prozent gegenüber dem Vormonat eingeschränkt, konkretisiert Destatis die vorliegenden Zahlen. Innerhab des Wirtschaftszweiges nahmen die Produktion von Vorleistungsgütern um 13,8 Prozent und die Produktion von Konsumgütern um 8,7 Prozent ab. Bei den Investitionsgütern ging die Produktion um 35,3 Prozent zurück. Einen besonders starken Rückgang verzeichnete die Automobilindustrie mit -74,6 Prozent.
Außerhalb der Industrie lag die Energieerzeugung 7,2 Prozent niedriger als im Vormonat. Die Bauproduktion fiel um 4,1 Prozent.
Industrielle Auftragseingänge weiter rückläufig
Im Verarbeitenden Gewerbe sind die Auftragseingänge gegegenüber dem Vormonat um 25,8 Prozent gesunken, schreibt Destatis. Die Hersteller von Investitions- und Vorleistungsgütern verzeichneten Rückgänge um 30,6 beziehungsweise 22,7 Prozent, während das Orderminus bei 11,4 Prozent lag. Ohne Berücksichtigung von Großaufträgen ist das Minus bei den Bestellungen (25,1 Prozent) in etwa ebenso groß.
Im Shutdown-Monat April hat sich der Einbruch der industriellen Auftragseingänge noch einmal verstärkt. Die coronabedingten Einschränkungen galten in den meisten wichtigen Absatzländern während des gesamten Monats. „Angesichts der allmählichen Lockerungen dürfte der Tiefpunkt der Industrierezession damit aber auch durchschritten sein“, veröffentlicht das Bundeswirtschaftsministerium dazu auf seiner Website.
„Wichtig, dass Produktion wieder zügig hochfährt“
Zudem würden einige Indikatoren, darunter etwa das ifo Geschäftsklima, auf eine perspektivische Aufhellung der Lage hindeuten, so Dr. Klaus Bauknecht, Chefvolkswirt der Deutschen Industriebank (IKB). Der Index ist im Mai auf 79,5 Pukte gestiegen, nachdem er im April noch bei 74,2 Punkten lag. Doch habe das Verarbeitende Gewerbe auch nach der Finanzkrise fast drei Jahre gebraucht, um bei der Produktion das Vorkrisenniveau zu erreichen. Eine schnelle Erholung sei somit nicht zu erwarten.
„Der weitere Produktionsverlauf am Industriestandort Deutschland wird von der Stärke der globalen sowie regionalen Entwicklung bestimmt werden, aber auch von der Abhängigkeit einzelner Branchen vom Konjunkturzyklus“, sagt Bauknecht. Nur auf Nachfrageimpulse auf dem In- oder Ausland zu warten, sei jedoch „fehl am Platz“. „Denn angesichts von rund sieben Millionen Menschen in Kurzarbeit ist es wichtig, dass die Produktion wieder zügig hochfährt“, betont der Volkswirt.
Eine sich hinziehende wirtschaftliche Erholung würde ihm zufolge zu Kapazitätsanpassungen und zunehmenden Insolvenzen führen und viele Kurzarbeiter in die Arbeitslosigkeit führen. „Somit ist ein entschiedendes Handeln der Bundesregierung notwendig – auch weil die globale Konjunktur und damit der Export weiterhin hohen Unsicherheiten ausgesetzt ist.“
Inwieweit das kürzlich angekündigte Konjunkturprogramm ausreichend ist, die Stimmung auf der Angebots- und Nachfrageseite der deutschen Wirtschaft genügend zu verbessern, bleibe Bauknecht zufolge abzuwarten. Im Zweifel müsse nachgelegt werden.
Quelle: Destatis, BMWi, ifo Institut, IKB, Foto: Shutterstock, Bearbeitung: nr