Die Montanstiftung Saar trennt sich von Tim Hartmann. Zuvor hatte der Manager das Amt des Geschäftsführers der Stahl-Holding-Saar (SHS) sowie des Vorstandsvorsitzenden der Saarstahl AG und der AG der Dillinger Hüttenwerke inne. Nachfolger wird Dr. Karl-Urlich Köhler mit Wirkung zum 1. Januar 2021.
In seiner Amtszeit hatte Hartmann einen umfassenden Strategieprozess unter der Überschrift „offensiv, CO2-frei, effizient“ vorangetrieben. Dazu zählte es unter anderem, die SHS auf die Transformation hin zu grünem Stahl auszurichten. Die Trennung sei nun jedoch „im gegenseitigem Einvernehmen aufgrund unterschiedlicher Auffassung über die künftige strategische Ausrichtung des Unternehmens“ geschehen, heißt es recht nebulös bei einer Pressekonferenz. Auf Nachfrage betonte dort der Vorsitzende des SHS-Aufsichtsrates, Reinhard Strömer, dass kritische Themen wie CO2-Reduktion, Partnerschaften und neue Märkte nicht so gelaufen seien wie vom Aufsichtsrat erwartet.
Köhler soll Tempo beschleunigen
Vor diesem Hintergrund hat die Montanstiftung Saar beschlossen, Dr. Karl-Ulrich Köhler mit Wirkung zum 1. Januar 2021 als Nachfolger für die Positionen Hartmanns zu bestellen. Er ist seit 2019 Mitglied des Kuratoriums und gilt in dessen Worten als „einer der erfahrensten Vertreter der deutschen Stahlindustrie“. „Nach zwei schlechten Jahren können wir kein drittes schlechtes Jahr verkraften, und wir erwarten von Herrn Köhler eine Beschleunigung des Tempos“, sagte Strömer.
Köhler wolle mit Dillinger und Saarstahl nun nach eigenen Angaben „schnell die notwendigen Meilensteine festlegen und diese gemeinsam bearbeiten“. Für Dillinger erwartet er etwa künftig etwa eine entscheidende Rolle bei den erneuerbaren Energien. Dies sei bereits der Fall beim Transport von Wasserstoff und bei Türmen für Windkraftanlagen, wo Dillinger nach eigenen Angaben Weltmarktführer ist.
Auf die Frage, ob Dillinger an einem Angebot für das von Thyssenkrupp ausgeschriebene Grobblechwalzwerk interessiert sei, blieb Köhler vage. In der verbleibenden Zeit der Ausschreibung bis zum 31. Dezember „können alle nochmal ihre Argumentationslage überprüfen“, sagte er.
Köhler studierte Eisenhüttenkunde an der Technischen Universität Clausthal und war von 2001 bis 2009 Vorstandsvorsitzender der Stahlsparte von Thyssenkrupp. 2010 wechselte er dann in den Vorstand des ehemaligen Stahlkonzerns Corus, der seit 2007 zu Tata Steel gehört. Zuletzt, seit 2016, bekleidete er die Position des Vorstandsvorsitzenden bei dem Systemanbieter Rittal.
Fotos (Tim Hartmann (links), Dr. Karl-Ulrich Köhler): Saarstahl, Rittal, eigene Bearbeitung; Redaktion: nr