Zu einem optimistischen Auftakt des Geschäftsjahres 2020/2021 will Thyssenkrupp seine Stahlstrategie weiter umsetzen. Der Neubau von Kernaggregaten an den Standorten Duisburg und Bochum soll nun dafür sorgen, die Wettbewerbsfähigkeit des Bereiches Steel Europe zu stärken.
Der Thyssenkrupp-Konzern ist nach eigenen Angaben gut ins neue Geschäftsjahr gestartet. Im ersten Quartal habe das Unternehmen Auftragseingänge von insgesamt 7,8 Milliarden Euro verbuchen können. Das sind sechs Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum – vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Der Umsatz des Unternehmens (von Oktober bis Dezember) lag den aktuellen Ergebnissen zufolge bei 7,3 Milliarden Euro, nachdem der Konzern im Vorjahreszeitraum 7,6 Milliarden Euro erzielte. Weiterhin habe das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) 78 Millionen Euro betragen und damit deutlich über dem Vorjahreswert von minus 185 Millionen Euro gelegen. Thyssenkrupp betont: „Alle Segmente – außer Multi Tracks – konnten positiv zu diesem Ergebnis beitragen“. Steigende Erlöse hätten die Segmente Industrial Components, Automotive Technology sowie Steel Europe verzeichnet.
Steigende Auslastung der Aggregate
Für das Stahlgeschäft berichtet Thyssenkrupp von einem „weiterhin äußerst herausfordernden Marktumfeld“. Dennoch hätten Auftragseingang und Umsatz bei Steel Europe mit 17 beziehungsweise 7 Prozent über dem Vorjahresergebnis gelegen. So ziehe auch die Geschäftsentwicklung nach dem Nachfrageeinbruch im Frühjahr und Sommer 2020 inzwischen wieder an. „Lagerergänzungen bei den Stahl-Service-Centern, Nachholeffekte insbesondere bei den Automobilkunden sowie eine gute Nachfrage in der Hausgeräte- und der Bauindustrie machen sich positiv bemerkbar“, gibt Thyssenkrupp in einem Statement bekannt. Das bereinigte EBIT habe sich in dem Bereich „deutlich verbessern“ können – von minus 127 Millionen Euro im Vorjahr auf nunmehr 20 Millionen Euro. Grund dafür seien unter anderem eine steigende Auslastung der Aggregate sowie erste Effekte aus der laufenden Restrukturierung mit fortschreitendem Mitarbeiterabbau.
Thyssenkrupp: Investitionen in Höhe von 700 Millionen Euro
Um das Stahlgeschäft nun zukunftsfähig zu gestalten, will Thyssenkrupp investieren. Um bei Qualität und Performance den europäischen Markt anzuführen, so das Unternehmen, sei eine „gezielte Ertüchtigung und Flexibilisierung des Produktionsnetzwerkes geplant“. Die Maßnahmen setzen zum einen an der Brammen- und Warmbandfertigung an, gibt Steel Europe bekannt. Dazu zähle neben der Erneuerung der Stranggießanlage 3 vor allem die Auftrennung der Gießwalzanlage am Standort Duisburg. Die Anlage nehme innerhalb des Wertschöpfungsnetzwerks eine Schlüsselstellung bei der Versorgung der weiterverarbeitenden Aggregate ein. Perspektivisch reichten die qualitativen Fähigkeiten der vor über 20 Jahren in Betrieb genommenen Gießwalzanlage jedoch nicht mehr aus, um kommende Anforderungen zu erfüllen. Daher erfolge jetzt der Schritt, das Aggregat in eine Stranggießanlage und ein dahinter geschaltete Warmbandwerk umzuwandeln, das auch die Weiterverarbeitung in Bochum versorgen soll.
An letzterem Standort will Thyssenkrupp ebenfalls investieren: Mit einem neuen Doppelreversiergerüst im Kaltwalzwerk und einer neuen Glüh- und Isolierlinie will der Konzern zwei Aggregate bauen, die „für die Begleitung des stark wachsenden Marktes für E-Mobilität maßgeblich sind“. Auch dort komme es auf dünnere und festere Bleche an, um zum Beispiel die Leistungsfähigkeit von Elektromotoren zu steigern.
Die Gesamtinvestition belaufe sich auf rund 700 Millionen Euro, wie Konzern-Finanzvorstand Klaus Keysberg in einer jüngsten Pressekonferenz erklärte. Alle Projekte sollen bis Ende 2024 realisiert werden. Deren Basis ist nach Angaben Thyssenkrupps der im Frühjahr 2020 geschlossene Tarifvertrag „Zukunft Stahl“, worin unter anderem die Umsetzungen der Investitionen im Rahmen der Strategie 20-30 vereinbart wurden.
Das Beitragsbild zeigt eine Luftaufnahme des Standortes Duisburg von Thyssenkrupp Steel Europe.
Quelle: Thyssenkrupp (Steel Europe), Beitragsbild: taranchic/Shutterstock