Seinen eigens entwickelten Trockenreformierungsprozess will Paul Wurth künftig unter industriellen Bedingungen testen. Dafür hat sich das Unternehmen die saarländischen Stahlhersteller Dillinger und Saarstahl ins Boot geholt – die mit dem Projekt „H2Syngas“ ihre CO2-Emissionen reduzieren wollen.
Das Unternehmen Paul Wurth, das nunmehr vollständig zur SMS group gehört, hat eine Technologie zur sogenannten „Trockenreformierung“ von Kokereigas mit Gichtgas entwickelt. Ebediese will der Anlagenbauer nun gemeinsam mit den Stahlherstellern Dillinger und Saarstahl vorantreiben. Eine entsprechende Pilotanlage soll im Sommer am Standort der gemeinsamen Tochtergesellschaft von Dillinger und Saarstahl – der Roheisengesellschaft Saar (Rogesa) – in Dillingen in Betrieb gehen.
Paul Wurth: „Erhebliche Verringerung des Koksverbrauchs“
Paul Wurth zufolge ermöglicht das Trockenreformierungsverfahren, Kokereigas in ein heißes Reduktions- oder Synthesegas umzuwandeln, das an der Blasform oder auf dem Schachtniveau in den Hochofen eingedüst wird. Die Mischung aus Kokerei- und Gichtgas werde dabei verdichtet und in einem regenerativen Wärmetauscher erhitzt. Bei hoher Temperatur reagiere das im Kokereigas enthaltene Methan mit dem im Gichtgas enthaltenen CO2 unter Bildung von Wasserstoff und Kohlenmonoxid. „Die Eindüsung dieses heißen Reduktionsgases in den Hochofen führt zu einer erheblichen Verringerung des Koksverbrauchs“, erklärt Paul Wurth in einer Pressemeldung. Mit dem Einsatz von Abgasen aus der Stahlerzeugung für metallurgische und nicht für thermische Zwecke sei es möglich, die CO2-Emissionen um bis zu 12 Prozent reduzieren. Unter Verwendung von Wasserstoff, fügt das Unternehmen hinzu, könne das Einsparpotenzial „weiter verbessert und nahezu verdoppelt“ werden.
In einem ersten Schritt wollen die Partner eine Pilotanlage errichten, um den Trockenreformierungsprozess in kleinem Maßstab mit Industriegasen zu testen. Zudem wollen sie überprüfen, welche Materialien und Komponenten sich für den Bau einer Anlage im industriellen Maßstab eignen. Letzterer Aspekt sei besonders wichtig für die Auswahl der im regenerativen Wärmetauscher verwendeten Feuerfestmaterialien. In den folgenden Phasen der Zusammenarbeit ist geplant, das Verfahren auf den halbindustriellen und später industriellen Maßstab weiterzuentwickeln. Mit Unterstützung von öffentlichen Fördermitteln sollen dann größere Mengen an heißem Synthesegas erzeugt und auf Schachtniveau in eine der beiden Hochöfen bei Rogesa eingedüst werden.
H2Syngas gehört zu den Leitprojekten eines grenzüberschreitenden Wasserstoffprojektes an der Saar, das eine IPCEI-Förderung des Bundes anstrebt. Ziel der einzelnen Projekte ist es, im Verbund eine grüne Wasserstoffwirtschaft im Saarland, in Frankreich und in Luxemburg aufzubauen.
Lesen Sie auch: Liberty, Paul Wurth und SHS planen DRI-Anlage in Dünkirchen