Mit Ablauf des Geschäftsjahres 2020/21 geht es für den österreichischen Voestalpine-Konzern wieder aufwärts: Dank anziehender Konjunktur steht unter dem Strich ein nunmehr positives Ergebnis. Entsprechend optimistisch blickt das Unternehmen auf das laufende Geschäftsjahr.
Zum Abschluss des Geschäftsjahres 2020/21 (31. März) schreibt die Voestalpine AG nach eigenem Bericht wieder schwarze Zahlen. Demnach blieben im Ergebnis nach Steuern 32 Millionen Euro übrig – obwohl konjunkturbedingt rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz verloren gingen und Sonderabschreibungen in Höhe von 197 Millionen Euro anfielen. Die Verbesserung zeigt sich insbesondere mit Blick auf das Vorjahr 2019/20, in dem das Unternehmen noch mit einem Nettoverlust von 216 Millionen Euro zu kämpfen hatte.
Herbert Eibensteiner, Vorstandsvorsitzender von Voestalpine, sieht für den positiven Jahresabschluss vor allem interne Maßnahmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung verantwortlich. „Trotz Wirtschaftskrise verfügt die voestalpine heute über eine höhere Liquidität und weniger Schulden als noch vor einem Jahr. Auch unser Geschäftsmodell hat in der COVID-19-Krise einmal mehr seine Stärken gezeigt. Wir werden uns daher weiterhin auf High-Tech-Segmente mit höchstem Qualitätsanspruch konzentrieren und gemeinsam mit unseren Kunden Innovationen vorantreiben“, so Eibensteiner.
Verzögerungen beim neuen Edelstahlwerk
Das Investitionsvolumen im Geschäftsjahr 2020/21 blieb Voestalpine zufolge mit 612 Millionen Euro um knapp 21 Prozent unter dem Vorjahreswert (777 Millionen Euro). Dennoch habe das Unternehmen „wichtige Vorhaben“ in Angriff genommen. So erfolgte am Standort Linz der Start für das Großprojekt „BETA 3“, einer neuen Beizanlage. Und in Donawitz wurde die neue Stranggussanlage CC4 – nach Konzernangaben „das neue Herzstück der Stahlproduktion“ in Donawitz – in Betrieb genommen. Am Standort Krems investierte das Unternehmen aufgrund des boomenden Onlinehandels im Bereich Lagertechnik in Schweiß- und Assemblierungsanlagen.
Beim Bau des neuen Edelstahlwerks am Standort Kapfenberg sei es jedoch zu Verzögerungen gekommen, maßgeblich aufgrund von coronabedingten Herausforderungen und Lieferschwierigkeiten bei Anlagenlieferanten. Aus heutiger Sicht rechnet Voestalpine daher mit einer Kostenerhöhung von 10 bis 20 Prozent gegenüber den Investitionsplan von 350 Millionen Euro. Das Projekt, betont der Konzern, schreite nun „wieder zügig voran“. Einzelne Schritte wie die Kaltinbetriebnahme sollen noch 2021 erfolgen, der Vollbetrieb dann Mitte 2022.
Dekarbonisierung:
Voestalpine will Lizenzen für neue Technologie vergeben
Für die Dekarbonisierung der Stahlherstellung hat Voestalpine mit „greentec steel“ einen klaren Plan vorgelegt: Die ausreichende Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbarer Energie zu wirtschaftlichen Preisen vorausgesetzt, soll der Umstieg von der kohlebasierten Hochofenroute auf die Elektrolichtbogentechnologie in einem ersten Schritt eine CO2-Reduktion um rund 30 Prozent bis 2030 ermöglichen. Bis 2050 strebt der Konzern eine klimaneutrale Produktion unter Einsatz von grünem Strom und grünem Wasserstoff an. Das Schutzrecht für einen großtechnisch realisierbaren Prozess zur CO2-neutralen Stahlproduktion hat Voestalpine eigenen Angaben zufolge bereits erhalten. Konkret umfasse das Patent die Herstellung von Eisenschwamm (DRI oder HBI) im Direktreduktionsprozess mittels grünem Wasserstoff und Biogas. Hier will das Unternehmen künftig Lizenzen vergeben.
Prognose für das laufende Geschäftsjahr
Aktuell verzeichnen beinahe alle wichtigen Kundenbranchen von Voestalpine eine anhaltend hohe Nachfrage, heißt es vonseiten des Konzerns. Auch die von der Krise besonders stark getroffene Öl- und Gasindustrie beginne sich schrittweise zu erholen. In der Luftfahrt hingegen könne bestenfalls eine leichte Verbesserung im Laufe des Geschäftsjahres 2021/22 erwartet werden. Für das angelaufene Geschäftsjahr 2021/22 stellte Eibensteiner einen deutlich höheren operativen Gewinn (EBITDA) von 1,6 bis 1,9 Milliarden Euro in Aussicht. 2020/21 lag diese Kennzahl bei 1,1 Milliarden Euro.