Die Bilanz von thyssenkrupp zum dritten Quartal beweist, dass der Konzernumbau zusehends Gestalt annimmt. Auch das Stahlgeschäft schreibt nach anziehender Nachfrage wieder schwarze Zahlen – wenn auch in kleinen Schritten.
Bei thyssenkrupp ging es im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres weiter aufwärts. Nach eigenen Angaben ist es dem Konzern gelungen, sich sowohl gegenüber dem Vorquartal als auch den von der Corona-Pandemie stark beeinträchtigten Vorjahreszahlen zu verbessern.
Für das dritte Quartal berichtet die Unternehmensgruppe demnach von Auftragseingängen in Höhe von insgesamt 8,8 Milliarden Euro – doppelt so viel wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum (4,8 Milliarden Euro). Der Umsatz ist von April bis Juni um 51 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro gestiegen. Das bereinigte operative Ergebnis EBIT betrug im dritten Quartal 266 Millionen Euro (Vorquartal: 220 Millionen Euro).
Konzernumbau liegt „voll im Plan“
„Wir liegen mit unserem Umbau voll im Plan“, sagt Martina Merz, Vorstandsvorsitzende der thyssenkrupp AG. „Das Umfeld bleibt extrem herausfordernd, aber was wir selbst in der Hand haben, das liefern wir“. Mit dem Verkauf des Mining-Geschäfts und des Geschäftsbereiches Infrastructure habe das Unternehmen „wichtige Meilensteine“ bei der Fokussierung des Portfolios erreicht. „Die Richtung stimmt, wir sind gut unterwegs. Aber wir legen auch nach und lassen nicht locker“, so Merz.
Thyssenkrupp hatte Ende Juli den Verkauf der Bergbau-Sparte Mining Technologies an das dänische Unternehmen FLSmidth verkündet. Das Mining-Geschäft wurde im Oktober 2020 dem Segment Multi Tracks zugeordnet, um einen neuen Eigentümer zu finden. Mit dem Verkauf trennt sich thyssenkrupp erfolgreich von der ersten großen Portfoliogesellschaft in diesem Segment. Erst vergangene Woche hatte das Unternehmen darüber hinaus die Veräußerung des Geschäftsbereichs Infrastructure aus dem Segment Multi Tracks an die FMC Beteiligungs KG gemeldet. Für das Edelstahlwerk im italienischen Terni (AST) inklusive der dazugehörigen Vertriebsorganisation befindet sich thyssenkrupp nach eigenen Angaben in der zweiten Phase der Due Diligence und „in konstruktiven Gesprächen mit mehreren Kaufinteressenten“.
Thyssenkrupp: Stahlnachfrage legt zu
„Auch beim Stahl hat die Verbesserung im dritten Quartal gezeigt, dass wir Fortschritte machen“, sagt Klaus Keysberg, Finanzvorstand der thyssenkrupp AG und im Konzernvorstand verantwortlich für den Geschäftsbereich Steel Europe. „Das ist gut, aber mit unseren längerfristigen Vertragsstrukturen können wir die gestiegenen Rohstoff- und Stahlpreise erst zeitverzögert in unseren Erlösen und im Ergebnis abbilden“, fügt Keysberg hinzu. Dazu kämen zeitweise Produktionseinschränkungen aufgrund der im dritten Quartal eingeleiteten Zustellung des Hochofens 1 in Duisburg.
Im dritten Quartal erhöhte sich der Auftragseingang der Stahlsparte um 1,6 Milliarden auf 2,5 Milliarden Euro. Den Umsatz konnte der Konzern um eine Milliarde Euro auf 2,4 Milliarden Euro steigern. Insbesondere die Geschäftsentwicklung seitens der Automobil- und Zulieferindustrie habe kräftig angezogen, so thyssenkrupp. Aber auch die Bestellungen der Industriekunden und im Bereich der Stahl Service Center legten nach eigenen Informationen deutlich zu.
Das bereinigte operative Ergebnis EBIT in dem Geschäftsbereich verbesserte sich vor diesem Hintergrund – trotz stark ansteigender Rohstoffkosten und temporärer Einschränkungen der Produktion – auf 19 Millionen Euro (Vorjahr: – 309 Millionen Euro). Hinzu kommen laut thyssenkrupp positive Effekte aus der höheren Auslastung der Aggregate, ersten Erfolgen bei der laufenden Restrukturierung und den eingeleiteten Performancemaßnahmen im Zuge der Umsetzung der „Stahlstrategie 20-30“. Eine Veräußerung des Stahlgeschäfts sieht thyssenkrupp derzeit nicht. Wie Keysberg im Rahmen eines Pressegesprächs mitteilte, habe Steel Europe „als eigenständiges Unternehmen besseres Potenzial“.
Werkstoffhandel profitiert von steigenden Preisen
Der Werkstoffhandel Materials Services verzeichnete thyssenkrupp zufolge ein Rekordergebnis. Die weiter stark angestiegenen Materialpreise und die spürbare Erholung im Werkstoffhandel hätten zu einem Plus im Auftragseingang (+ 1,6 Milliarden Euro) und Umsatz (+ 1,4 Milliarden Euro) geführt. Auch das bereinigte operative Ergebnis EBIT habe mit einem neuen Rekordwert von 232 Millionen deutlich über Vorjahr (- 75 Millionen Euro) gelegen. Für die Entwicklung macht thyssenkrupp unter anderem die durch Materialknappheit hervorgerufenen gestiegenen Walzstahl- und Edelstahlpreise verantwortlich. Zudem hat der Konzern ein neues Logistik-Center im niedersächsischen Rotenburg in Betrieb genommen, das nach eigenen Angaben „mit seinem hohen Automatisierungs- und Digitalisierungsgrad die Leistungsfähigkeit des Unternehmens weiter erhöht“.
Auch für das Schlussquartal des laufenden Geschäftsjahres geht thyssenkrupp weiter von einer anhaltenden wirtschaftlichen Erholung und strukturellen Verbesserung der Geschäfte aus. Für den Umsatz prognostiziert der Konzern ein Wachstum im „niedrigen zweistelligen Prozentbereich“. Für das bereinigte operative Ergebnis EBIT erwartet thyssenkrupp eine Steigerung hin zu einem Ergebnis in Höhe eines „mittleren dreistelligen Millionen Euro-Betrages“. Den Jahresfehlbetrag, der sich maßgeblich aus Aufwendungen für die Restrukturierung zusammensetzt, schätzt thyssenkrupp ebenfalls auf einen „mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag“. Im vergangenen Jahr betrug dieser 5,5 Milliarden Euro.
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Foto: thyssenkrupp AG