Bei seinem Umbau macht thyssenkrupp sichtbare Fortschritte. Die Ergebnisse des Ruhrkonzerns haben sich im vergangenen Geschäftsjahr deutlich verbessert. Auch die angeschlagene Stahlsparte konnte sich aus den tiefroten Zahlen befreien.
Der thyssenkrupp-Konzern hat im abgelaufenen Geschäftsjahr sein Ergebnis deutlich verbessert. Von Oktober 2020 bis September 2021 verzeichnete der Stahlriese aus dem Ruhrgebiet Auftragseingänge von insgesamt 39,6 Milliarden Euro – was einem Plus von 41 Prozent entspricht. Der Umsatz erhöhte sich daraufhin um 18 Prozent auf 34 Milliarden Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis EBIT stieg auf 796 Millionen Euro, nachdem der Konzern im Vorjahr noch Verluste von rund 1,8 Milliarden Euro einspielte.
„Nach gut zwei Jahren intensiver Transformation können wir heute sagen: Die Trendwende ist erkennbar, es geht in die richtige Richtung bei thyssenkrupp“, so Vorstandsvorsitzende Martina Merz. Trotzdem bleiben ihr zufolge noch „große Herausforderungen“ – wie etwa der Halbleitermangel in der Automobilindustrie. Die Lieferengpässe drosseln bis heute die Stahlnachfrage und versetzen die Zulieferer der Branche in Alarmbereitschaft.
Fortschritte bei thyssenkrupp Steel Europe
Nachdem thyssenkrupps Stahlbereich Steel Europe im vergangenen Jahr in die tiefroten Zahlen rutschte (minus 820 Millionen Euro), verbesserte sich das bereinigte EBIT des Geschäftsbereiches auf einen Gewinn von 116 Millionen Euro. Wie der Konzern mitteilt, sei mittlerweile mehr als die Hälfte des vorgesehenen Abbaus von 3.750 Stellen „sozialverträglich bewältigt“ worden. Dämpfend hingegen wirkten thyssenkrupp zufolge die stark steigenden Rohstoffkosten sowie temporäre Einschränkungen in der Produktion. Für letztere sei im Wesentlichen die notwendige Neuzustellung des Hochofens 1 in Duisburg verantwortlich.
Ferner ist thyssenkrupp nach wie vor davon überzeugt, dass eine eigenständige Aufstellung von Steel Europe die „bestmögliche Zukunftsperspektiven“ eröffnet. Eine Verselbstständigung des Stahlbereichs sei jedoch „ein sehr komplexes Vorhaben“, das wirtschaftlich herausfordernd und von zahlreichen Unwägbarkeiten geprägt sei. Unter anderem brauche es Planungssicherheit bei den regulatorischen Rahmenbedingungen, gerade hinsichtlich der grünen Transformation. In einer Machbarkeitsstudie prüfe thyssenkrupp derzeit, unter welchen Bedingungen der Stahlbereich in die Eigenständigkeit überführt werden kann.
Materials Services profitiert von Preisentwicklung
Der Geschäftsbereich Materials Services profitierte im Jahresverlauf von einer gestiegenen Nachfrage und höheren Materialpreisen. Der Auftragseingang stieg um 29 Prozent auf 12,7 Milliarden Euro, der Umsatz um 24 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro. Auch das bereinigte EBIT lag mit 587 Millionen Euro deutlich über dem Vorjahr, das das Unternehmen mit einem Verlust von 85 Millionen Euro abgeschlossen hatte. Neben Mengen und Preisen, so thyssenkrupp, wirkten sich auch Maßnahmen im Bereich Digitalisierung und Automatisierung positiv auf die Marge des Segments aus.
Zuversichtliche Prognose für laufendes Geschäftsjahr
Auf das laufende Geschäftsjahr 2021/22 blickt thyssenkrupp zuversichtlich – auch wenn die weitere Entwicklung der Lieferengpässe bei Halbleitern und anderen Vorprodukten eine „nur eingeschränkt verlässliche Planbarkeit“ zuließen. Der Umsatz des Konzerns soll in einem „mittleren einstelligen Prozentbereich“ wachsen. Das bereinigte EBIT soll gegenüber dem Vorjahr auf einen Wert zwischen 1,5 und 1,8 Milliarden Euro in etwa verdoppelt werden. Darin berücksichtigt seien eine „signifikante Ergebnisverbesserung bei Steel Europe und ein deutlich verringerter Verlust bei Multi Tracks“. Für den Jahresüberschuss rechnet thyssenkrupp mit einem Wert von mindestens einer Milliarde Euro, den höchsten Wert seit dem Geschäftsjahr 2007/2008.